HERMANNUS PFEIFFER ÜBER EINEN GRÖSSEREN RETTUNGSSCHIRM FÜR DEN EURO
: Raubtierfütterung einstellen

Griechenland, Irland und Portugal sind fast pleite. Die Euro-Schuldenkrise bedroht Währung, Wirtschaft und Wachstum. Nun bezweifeln „die Märkte“, ob Bürgschaften und Kreditzusagen von 750 Milliarden Euro ausreichen werden. Daraufhin hat die Bundesbank eine Vergrößerung des Rettungsschirmes für finanzschwache Euro-Staaten auf 1.000 Milliarden vorgeschlagen. Mancherorts redet man sogar von einer Verdoppelung der Garantien.

Bundesfinanzminister Schäuble ist dagegen. Er fürchtet den Niedergang des Euro zu einer Weichwährung. Dabei haben er und seine Kanzlerin maßgeblich zum vorläufigen Höhepunkt beigetragen: Die Ankündigung, private Gläubiger sollten zukünftig auch mal (kleine) Verluste hinnehmen müssen, ist zwar bei Nicht-Staats-Wertpapieren eine Selbstverständlichkeit, behagt aber Banken und Finanzanlegern nicht. Geldgiganten sind an eine kostenlose Vollkaskoversicherung gewöhnt. Also wird munter weiter gegen Schwächelnde spekuliert. Spanien und die noch höher verschuldeten Italien und Frankreich könnten die nächsten Opfer werden.

Eine Vergrößerung des Rettungsschirmes für die Euro-Gemeinschaft ist deshalb falsch. Und die Erpresser dürften sich niemals zufriedengeben. Sie werden nach immer üppigeren staatlichen Sicherheitsleistungen verlangen. Davor gruselt auch aufgeklärten Bankern. Obendrein stellt sich die bange Frage: Wie belastbar sind diejenigen, die garantieren?

Wo hohe Renditeerwartungen locken, sind auch hohe Risiken. Wer jahrzehntelang Zinsberge einsackte – jeder fünfte Steuer-Euro geht mittlerweile für Zinsen drauf –, muss auch mal blechen, wenn es schiefgeht. Zumal, wenn er die Hauptschuld an der Misere trägt. Regierungen! Lasst eins, zwei, drei Banken pleitegehen! Diese Sprache versteht der Markt.

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