De Proppentrecker

Hartmut Cyriacks gehört zur ersten Generation der nicht-plattdeutschen Muttersprachler in Hamburg. Damals hieß es, wenn man mit seinen Kindern Plattdeutsch spricht, haben sie es später mit Hochdeutsch schwerer. Da aber seine Umwelt plattdüsch sprach, lernte er es auch.

Hätte seine Mutter gewusst, dass Cyriacks mal Plattdeutschübersetzer wird, hätte sie wohl gleich op platt angefangen. Jetzt wird Cyriacks zusammen mit seinem Kollegen Peter Nissen für seine kreativen Übersetzungen mit dem Fritz-Reuter-Preis geehrt. Dieser wird alle zwei Jahre für Leistungen im Niederdeutschen vergeben.

Nachdem der St. Paulianer Germanistik studiert hatte, wurde er Dramaturg am Ohnsorgtheater, das für seine plattdeutschen Theaterstücke bekannt ist. Bald fing er an, zusammen mit Nissen, Stücke ins Platt zu übertragen. Aus dem kleinen Horrorladen wurde de lütte Horrorladen, aus ein Sommernachtstraum wurde En Sommernachtsdroom und aus Harry Potter und der Stein der Weisen wurde Harry Potter un de Wunnersteen.

Als Cyriacks und Nissen sich als Plattdeutschübersetzer selbstständig machen wollten, sagte man ihnen, sie seien verrückt. Mittlerweile machen sie das seit 20 Jahren. Sie haben eine Marktlücke gefunden. Nicht nur das Ohnsorg ist Abnehmer, auch der NDR und Buchverlage.

Bisher gibt es fünf Asterixbücher op platt. Dabei kommt es weniger auf die wörtliche Übersetzung an, sondern darauf, Bilder zu basteln, die im Kopf des Lesers entstehen. So wird aus einer Wendeltreppe, die auf Plattdeutsch nur Wendeltrepp heißt, eine Proppentreckertrepp – also eine Korkenziehertreppe. Wer als Plattdeutschübersetzer nicht kreativ ist, ist verloren.

Cyriacks spricht übrigens meisten Hochdeutsch. Er richtet sich danach, wie die Leute ihn ansprechen. Seinen Kollegen Nissen lernte er mit Hochdeutsch kennen, also sprechen die Plattdeutschübersetzer untereinander Hochdeutsch. Eine Kollegin lernte er op platt kennen, also wird mit ihr gesnackt.  FCK