Kunst zu klauen

Auf der Art Cologne sind zwei Kunstwerke gestohlen worden – Alltagsgeschäft auf Messen, sagen Kunstkenner

Mehr als 75 Millionen Euro Gesamtumsatz sowie 70.000 Besucher und internationale Kunstsammler, meldete die Art Cologne nach Messeschluss am Sonntag. Am Tag darauf musste sie noch zwei gestohlene Kunstwerke zur Bilanz hinzu fügen. Während der Abbauarbeiten verschwanden das Ölgemälde „Ohne Titel“ des Surrealisten Max Ernst und eine Skulptur des Bildhauers A.R. Penck mit dem Titel „Kleiner Totem“. Schaden: knapp 300.000 Euro.

„Das trübt unsere Bilanz nicht“, sagt Sprecherin Stephanie Kickum. Die Messe an sich sei gut gelaufen. Und der Diebstahl? Der sei „nicht zu erklären“. Schließlich gebe es Sicherheitskontrollen an Ein- und Ausgängen. Wie oft die schon versagt haben und Kunst verschwunden ist, kann sie nicht sagen.

„Auf Messen wird immer gestohlen“, sagt Ann Theobald vom „Archiv für aktuelle Kunst – Revolver“. Seit der Art Cologne zählt auch sie zu den Betroffenen. Die vom Archiv ausgestellte Penck-Skulptur verschwand aus dem Reservelager der Messe. Als sie das gemeldet habe, sei ihre Anzeige zu weiteren geheftet worden – „in einen ganz dicken Ordner“, berichtet sie.

Schwierig sei es nicht, auf der Art Cologne ein Kunstwerk mitgehen zu lassen, vermutet Theobald. „Wenn einer einen schicken Anzug anzieht, sich ein Art-Cologne-Bändchen um den Hals hängt und zielstrebig ins Lager marschiert, dann denken die, das ist ein Aussteller.“ Die Kontrollen auf der Messe seien „nachlässig“ gewesen.

Bei der Kölner Polizei machte gestern das Wort „Sicherheitslücken“ die Runde. Gerade beim Auf- und Abbau seien viele Menschen beteiligt, hieß es. Der bestohlene Galerist hatte berichtet, dass ihm das Gemälde gestohlen worden sei, als er sich beim Abbau kurz umgedreht habe.

„Auf- und Abbau sind die kritischsten Phasen“, bestätigt Ulli Seegers, Geschäftsführerin des Kölner Art Loss Registers, einer Datenbank für verschwundene Bilder. Dort sind inzwischen auch die gestohlene Skulptur und das Bild verzeichnet. Über ihr Schicksal lassen sich nur Vermutungen anstellen. „Ob die Kunsträuber sich die Werke tatsächlich in den Keller hängen ist fraglich – oft haben sie viel schnödere Gründe“, sagt Seegers. Hehlerei zum Beispiel. Das sei aber kein neues Phänomen, sondern die andere Seite eines florierenden Marktes. „Kunstraub ist die Stiefschwester des Kunsthandels.“

KATHARINA HEIMEIER