ISABELLA BORTOLOZZI
: Hypnotisch: Ein Tag im Leben von Bliss

Welch intensives und schlaues Werk präsentiert Wu Tsang in Zusammenarbeit mit der Performancekünstlerin Boychild!? Eine Filminstallation mit zwei Videokanälen, die durch das gespiegelte Außenbild zu einem Triptychon wird, in dem sich das Publikum ebenfalls wiederfindet. Es erscheint eine Welt, die sich entfaltet, in Tag und Nacht, in Hedonismus und Gesellschaftskritik. Wu Tsang und die Performerin Boychild, die mit der New Yorker Queer-HipHop-Ikone Mykki Blanco tourte, kombiniert traditionelle Bewegungen und Mode von Butho bis zu stylish düsteren Horrorfantasien und kreiert so einen queeren Madonnenjesus, der Popkultur und bildende Kunst vereint, wie es seit Matthew Barney niemand auch nur im Ansatz geschafft hat. Bliss, so der Name der Figur, bietet die Hölle an und sie erlebt sie auch: erniedrigt durch staatliche Gewalt, in Szene gesetzt und den Anweisungen vermeintlicher User folgend, deren Beiträge dann und wann über der Mitteltafel erscheinen. Eine futuristische Arena, in der nicht Gladiatoren, sondern Avatare für uns ein Leben leben, dessen Wirkung wir nicht fühlen, aber sehen wollen. MJ

■ Bis 31. Juli 2014, Di.–Sa., 12–18 Uhr, Schöneberger Ufer 61