schaut sich in den Galerien von Berlin um

MEIKE JANSEN

Es ist nichts Abwertendes daran, wenn Kunst als Produkt eines Arbeitsprozesees die ProduzentInnen am Leben erhält. Aber warum sollten nur Menschen mit größerem Geldbeutel die Freude haben, sich mit Kunst umgeben zu können, ohne sich an öffentliche Plätze zu begeben, wo sie von der Auswahl sogenannter Fachleute abhängig sind? Spätestens seit Warhol ist die Diskussion um die Verfügbarkeit von Kunst mit der Reproduzierbarkeit begründet. Und doch rollen KünstlerInnen wie beispielsweise Julien Opie bei Gerhardsen Gerner die Frage gern wieder auf. Zu recht! Denn die Factory war eben mehr als Party und die Dosensuppe mehr als nur ein Plakat. Und so ist es erfreulich, dass neben Opies LED-Wänden und der überlebensgroßen Büste eines adretten Jünglings, die anscheinend in einem 3-D-Programm entworfen wurde und bei der auch die Tarnmuster nicht von der massiven Präsenz ablenken können, kleine Aufkleber in der Galerie zu finden sind, die die BesucherInnen einfach mitnehmen können. Unaufgeregt liegen sie zwischen Postkarten zukünftiger Ausstellungen. Es sind schwarze Zeichnungen auf weißem Grund, die Ruderboote zeigen. Sofort schießt mir ein Bild von einem mit Flüchtlingen überfüllten Boot in den Kopf. Andere mögen an eine romantische Fahrt mit einem Kahn auf einem Teich à la Monet denken. Die werden allerdings in der digitalen Welt des Julien Opie nicht viel Bestätigung finden (Bis 29. Juni, Di–Sa 11–18 Uhr, Holzmarktstr. 15–18)

Zu den eher schwer verkäuflichen Werken, daher eher über in der Kunstwelt unüblichen Honarare zu finanzierenden Genres, gehören Performances. Ab dem 10. Mai beginnt nun der „Kongress der Artikulation“, der sich bis zum 22. Juni als Ausstellung mit umfassenden Begleitprogramm darstellt. In dieser Zeit stehen Reden, Gespräche, Monologe oder Interviews als künstlerische Handlung im Fokus. Dabei wird es auch darum gehen, wie sich ein Werk mit stimmlicher Präsenz durch eine Verschriftlichung verändert, Sprache Macht verstärkt oder selbige bricht. Eine hausinterne Radiostation wird zur dynamischen Brücke nach außen und soll Fragen nach verschiedenen Sprachen auch jenseits nationaler Modelle öffnen. (Eröffnung: Fr., 9. Mai, 19 Uhr, bis 22. Juni täglich 12–19 Uhr, Mariannenplatz 2)

Vielleicht ist das nicht das schlechteste Training für die bevorstehende kommunikative Zeit zu Beginn der 8. Berlin Biennale, die sich unter dem Motto „tadellos, unkörperlich, im Überfluss, blühend“ auf eine überschaubaren Anzahl an exklusiv erarbeiteten Werke von 16 KünstlerInnen an vier Orten konzentriert. (Eröffnung: 28. Mai, Infos: berlinbiennale.de)