NACHBARSCHAFTSHILFE
: E-Mail Emaille

Und innert nützlicher Frist, da kann keine Post mithalten

„Wenn ich gewusst hätte, was mir diese Frau andreht, dann hätte ich sie postwendend aus dem Haus geschmissen“, schimpft der grundanständige Nachbar vor meiner Wohnungstür und streckt mir schnaubend ein Papier zu. Jetzt aber habe er nur wegen ihr diesen verdammten Kabel-1-Vertrag am Hals, den er nicht kündigen könne – den er allerdings auch nie abgeschlossen habe.

Nicht nur der siebzigjährige Nachbar, der gerade vor meiner Tür schnaubt, ist auf den miesen Trick von Kabel 1 hereingefallen, genauso auch der junge Nachbar von unten rechts. Er war es denn auch, der realisierte, dass die Box von der netten Frau nicht nur ein Geschenk von Kabel 1 ist, sondern gleichzeitig auch ein Vertrag.

Der junge Nachbar also half dem älteren Nachbarn, ein Fax zur Klärung zu schicken, später dann noch eine E-Mail. Habe er ja alles nicht, schnaubt der Ältere, kündigen könne man aber nur schriftlich. Und innert nützlicher Frist, da kann heute keine Post mehr mithalten. Ich versuche ihn zu beruhigen, beginne die E-Mail, die er als Antwort bekommen hat und wie Emaille ausspricht, zu lesen, da donnert er: „Und die können nich mal richtiges Deutsch, schicken Sie einem nur so Sprachautomat nach – lies mal hier: ‚derzeit haben Sie keinen aktiven Vertrag mehr mit uns, das Heisst auch dass kein Monatliches Entgelt berechnet wird.‘ Das schreibt man klein, ‚heißt‘ und ‚monatlich‘, und ein Komma fehlt auch noch, nich? Unglaublich. Das ist doch kein Service. Und da oben steht Kundenservice. Lies ma.“

Ich kann nur bestätigen. „Und jetzt muss dein Nachbar hier wiederum seine Kontaktdaten kündigen, weil er mir geholfen hat und weil die ja eh alles speichern, nich. Macht man ja heute so. Aber hier, schau, da steht eine Nummer, da soll er anrufen und seine Daten löschen lassen. Kannst du ihm das bitte ausrichten?“ GINA BUCHER