Campus-Automat deckt Mängel auf

Hamburgs Uni vergibt Seminarplätze nur noch im Internet. Nun zeigt sich, dass es zu wenig Lehrveranstaltungen gibt: 6.000 Studierende erhielten Ablehnungen in der ersten Runde. In jedem dritten Kurs gibt es Teilnehmerbegrenzungen

Studienplatz ergattert und dann einfach losstudiert, so sieht der Alltag an der Hamburger Universität (38.000 Studierende) leider nicht aus. Seit die Seminarplätze über eine neue Software namens STiNE (Studien-Infonetz) verteilt werden, wird transparent, dass es zu wenig Seminarplätze gibt. Per E-Mail spuckte der Automat zu Semesterbeginn zwar rund 93.000 Zusagen, aber auch 6.000 Ablehnungen aus.

„Wir hatten extrem viele Studierende in der Beratung, die nicht in die benötigten Lehrveranstaltungen reingekommen sind“, berichtet Asta-Referent Torsten Hönisch. Dass die Teilnehmerzahl begrenzt wird, habe es beispielsweise bei Pädagogik-Praxis-Kursen schon immer gegeben. „Aber in diesem Jahr kam das auch aus Fachrichtungen, wo wir es bisher nicht kannten.“

Eine parlamentarische Anfrage der SPD-Abgeordneten Barbara Brüning bestätigt nun Hönischs Verdacht. So wurde in früheren Semestern nur für etwa 500 der rund 4.500 Seminare eine „Maximalzahl“ an Studierenden festgelegt. In diesem Herbst jedoch stieg diese Zahl sprunghaft auf 1.584 an. Statt jeder neunte weist jetzt jeder dritte Kurs Teilnehmer ab. Bei den Begrenzern dabei sind zum Beispiel die Departments für Biologie, Chemie, Informatik, Philosophie, Geschichte und – hier gibt es die größte Not – Sprache, Literatur und Medien.

Jeder Professor, dem es gefiel, vermutet Hönisch, habe einfach in die entsprechende Stine-Maske eine Höchstzahl eingetragen. „Das per E-Mail zu machen ist viel einfacher, als Studierende wieder wegzuschicken, die im Seminarraum erscheinen.“ Die Sache sei von der Univerwaltung nicht richtig koordiniert worden. „Das ist in etwa so, als wenn an einer Schule die Lehrer Kinder nach Hause schickten, um kleine Klassen durchzusetzen.“

„Das Problem, das wir zu wenig Lehrkapazität haben, ist nicht neu“, sagt Uni-Sprecherin Viola Griehl. Die Hochschule müsse seit Jahren etwa zehn Prozent der Stellen vakant halten und schrittweise abbauen, auf die aber, insbesondere in den Geisteswissenschaften, noch Bewerber zugelassen wurden. Früher hätten sich Studierende damit arrangiert, indem sie überfüllte Seminare besuchten oder ihr Studium streckten. Doch im künftigen Stufensystem der Bachelor/Master-Abschlüsse sei dies „nicht mehr möglich“. Weil dort kürzer und stringenter studiert werden soll, müsse es kleinere Lerngruppen geben. Griehl: „Für die Bachelor-Studiengänge haben wir auch die Kapazität dafür. Für die alten Diplomstudiengänge aber nicht.“ Da es keine parallelen Angebote für beide Studienarten gebe, komme es in der Übergangszeit zu Engpässen.

Immerhin gibt es auch noch etliche freie Plätze, wenn auch nicht unbedingt in den gewünschten Kursen, die nun in einer zweiten Runde vermittelt werden. „Danach“, sagt Griehl, „werten wir aus, wo es im Einzelnen fehlt.“ KAIJA KUTTER