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Beere und Karotte bitten um milde Gabe

Eine Stiftung verkuppelt gemeinnützige Projekte mit Unternehmen. Die helfen mit ihren Mitarbeitern aus, nicht mit Geld. Beide Seiten profitieren

Von MARKUS WANZECK

Im Foyer der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG steht eine Frau im Erdbeerkostüm. Sie hält ein blaues Schild in die Höhe. „Wir wünschen uns einen Garten der Sinne“, steht darauf. Neben ihr ein Mann, als Karotte verkleidet, er verteilt Infobroschüren. „In der Integrationskita Parchimer Allee, in der behinderte und nichtbehinderte Kinder gemeinsam betreut werden, sollte dringend der Garten hergerichtet werden“, sagt die Erdbeerdame. In der Verkleidung steckt Ivetta Kohn, Leiterin der Kita. Deren Garten fehle etwa ein rollstuhlgerechter Weg und ein Wasserspielplatz.

Der Gartenbau ist eines von 44 Projekten, die in den Räumen von KPMG vorgestellt wurden – beim ersten Berliner „Gute-Tat-Marktplatz“. Die Kontaktbörse will gemeinnützige Organisationen mit Unternehmern zusammenbringen. Vertreter von 42 Firmen waren gekommen, um Arbeitsleistungen anzubieten, Beratungsaufgaben zu übernehmen oder Know-how zu bieten.

„Auch Sachspenden sind erwünscht, Geld allerdings ist ein Tabuthema“, erläutert Elke Kaufmann, die den Marktplatz für die Stiftung Gute-Tat.de organisiert. Vorbild seien ähnliche Märkte in Holland. Auch das Berliner Experiment ist von Erfolg gekrönt – am Ende der Veranstaltung liegen 84 schriftliche Vereinbarungen vor. Das freut Kaufmann, wirklich überrascht ist sie aber nicht: „Schließlich ist eine solche Veranstaltung für alle Beteiligten ein Gewinn.“

Der Gewinn erschöpft sich nicht allein in dem Gefühl, etwas Gutes getan zu haben. Für die Unternehmen zählt auch die Gemeinschaftsbildung ihrer Mitarbeiter durch das soziale Engagement. KPMG-Vorstand Ulrich Maas umreißt es so: „Früher haben wir Mitarbeiter zum team building an einen Fluss in der Eifel geschickt, um sie dort zusammen ein Floß bauen zu lassen. Da erscheint ein sozialer Aktionstag doch wesentlich sinnvoller.“

Die auf dem Markt vertretenen gemeinnützigen Organisationen sehen die Aktion ebenfalls positiv. Gertrud Achinger etwa, die für ein Projekt des Vereins Zeitzeugenbörse (ZZB) wirbt. Die will den Dialog zwischen den Generationen anregen, indem sie Menschen, die die NS-Zeit oder den Mauerbau selbst erlebt haben, an Schulen oder Jugendeinrichtungen vermittelt. „Wir möchten Interviews älterer Zeitzeugen auf Video dokumentieren, damit deren Erfahrung nicht verlorengeht“, erklärt die 72-jährige, die früher an der Universität Soziologie lehrte. Drei Kooperationsvereinbarungen kann sie am Ende mit nach Hause nehmen, unter anderem über eine Videosoftware-Schulung.

Auch für die Integrationskita Parchimer Allee hat die beerige Verkleiden gefruchtet. Drei Kooperationen wurden besiegelt. „Unter anderem haben sich die Mitarbeiter der KPMG selbst dazu bereiterklärt, beim Gartenumbau Hand anzulegen“, berichtet Ralf „Karotte“ Feuerbaum, Vorsitzender der Vereinigung für Jugendhilfe Berlin, die die Kita betreibt. Die Stiftung Gute-Tat.de plant schon eine Wiederholung der Messe im nächsten Jahr. Feuerbaum wird wieder dabei sein. Mit einem einem anderen Projekt – und neuem Kostüm.

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