Verfahren gegen Pinochet

Immunität des Exdiktators und Hausarrest aufgehoben

SANTIAGO DE CHILE dpa ■ Wegen der Entführung eines Priesters unter der Militärherrschaft in Chile hat ein Gericht in Santiago am Mittwoch die Immunität des früheren Diktators Augusto Pinochet aufgehoben. Das Berufungsgericht ermöglichte damit ein weiteres Strafverfahren gegen den 90-jährigen General. Zugleich beendete ein anderes Gericht den Hausarrest gegen Pinochet, der vor zehn Tagen im Zusammenhang mit einer Anklage wegen des Verdachts der Beteiligung an Folter, Entführung und Mord in dem Folterzentrum Villa Grimaldi verhängt worden war. Es wurde lediglich eine Kaution von umgerechnet 760 Euro festgesetzt. Im ersten Fall wird Pinochet vorgeworfen, 1974 die Entführung des bis heute verschwundenen und mutmaßlich nach wenigen Wochen von der Geheimpolizei ermordeten spanischen Priesters Antonio Llidó angeordnet zu haben. Die für die Jahre 1973 bis 1978 noch heute geltende Selbstamnestie der Militärs greift in diesem Fall nicht, weil die Justiz bei Verschwundenen von einer bis heute andauernden Entführung ausgeht. Während der Diktatur wurden etwa 3.500 Menschen ermordet.