Service-Eiswüste Deutschland

KÄLTE In Zügen von Leer nach Groningen sind derzeit alle Toiletten wegen eingefrorener Rohre gesperrt

Eine Stunde und acht Minuten dauert eine Fahrt von Leer ins niederländische Groningen. Ein Zeitraum, der quälend lang sein kann, wenn die Blase drückt und keine Toiletten verfügbar sind. Das ist derzeit der Fall: Wie das zuständige Bahnunternehmen Arriva mitteilte, sind sämtliche Toiletten auf dem Regionalzug bis auf Weiteres abgesperrt. Es sei zu kalt, um das Spülwasser auszuwechseln und die Toiletten zu reinigen, teilte die niederländische Zweigstelle des Unternehmens mit.

Das Problem entstehe durch das geschlossene Toilettensystem der von Arriva eingesetzten Züge, sagt Arriva Nederland-Sprecherin Joyce Piakarman. Nach einem Betriebstag würde das System ausgeschaltet, die Rohre außerhalb des Zuges seien daraufhin eingefroren. „Die vorigen Jahre gab es bei minus drei Grad keine Probleme. Dieses Jahr herrschen jedoch zwischen minus sieben und minus neun Grad, was das System offenbar nicht verkraftet“ erklärt Piakarman. Man hoffe nun auf steigende Temperaturen und versuche, das Problem durch Wärmelemente an den Außenrohren in den Griff zu bekommen.

Für „ein Unding“ hält die abgesperrten Toiletten Manfred Terhardt, Regionalvorsitzender für die Region Ems/Jade beim Fahrgastverband Pro Bahn. „Seit 150 Jahren fahren in Deutschland Eisenbahnen, aber von vereisten Toiletten habe ich noch nie gehört“, sagt Terhardt. Auf die Kälte hätte der Betreiber vorbereitet sein müssen. Man erlebe es zwar fast jeden Tag, dass Zugtoiletten wegen technischer Probleme versperrt wären. Allerdings sei das dann vor allem auf Kurzstrecken der Fall, so Terhardt. „Wenn auf so einer langen Strecke ein derart wichtiger Service wegfällt, dann ist das ein erheblicher Mangel an Komfort“, findet der Regionalvorsitzende von Pro Bahn. Mit dem Kauf einer Fahrkarte zahle man schließlich auch für den Service.

Mit Alternativen zum Zug sieht es auf dieser Strecke schlecht aus: Zwar kann man die Reise auch per Bus zurücklegen, muss aber zwischendurch umsteigen und benötigt für die Fahrt eine halbe Stunde länger. Das Bahnunternehmen Arriva wird das Problem nicht lösen. Und vom Wetter ist in den kommenden Tag auch keine Hilfe zu erwarten. GORDON BARNARD