„Es grassiert Landgrabbing“

DIAS Doris Böttcher, Fotografin aus Phnom Penh, informiert über Massenproteste in Kambodscha

■ arbeitete bis 2004 als Bibliothekarin in der Bremer Stadtbücherei, danach als Fotografin in Phnom Penh.

taz: Frau Böttcher, in der Ausstellung zeigen Sie ja schon Kambodscha-Fotos – wozu dann noch ein Dia-Vortrag?

Doris Böttcher: Bei dem zeige ich Bilder, die mit meinen Landschaftsaufnahmen kontrastieren. Die sind ja eher sanft und ruhig, und sie zeigen Menschen in ihrem Alltag, im Wechsel der Jahreszeiten. Die Dias zeigen, wie dieselben Menschen auf die Straße gehen und protestieren.

Wogegen?

In Kambodscha grassiert das Landgrabbing: Den Bauern werden die Felder weggenommen, oft werden sie enteignet, manchmal werden sie mit irgendwelchen Versprechungen weggelockt. Der herrschende Clan eignet sich so immer mehr Grundbesitz an, auf dem er dann Subunternehmer Plantagen betreiben lässt. Dagegen wehren sich die Menschen, seit vergangenem Sommer, und in meinen Augen tun sie das mit großer Würde.

Dass es dort Proteste gibt, ist hier fast völlig unbekannt.

Das ist wahr, und ich bedaure das sehr: Kürzlich, bei einer großen Demonstration, die dann zusammengeknüppelt wurde, trugen einige Teilnehmer ein Transparent, auf dem stand: ‚Die Welt beobachtet uns‘. Das hat mich sehr berührt.

Warum?

Weil ich weiß: So ist es nicht. Derzeit stehen andere Krisen im Vordergrund. Solange keiner stirbt, gerät Phnom Penh nicht in den Blick – zumal die Textilarbeiterinnen, die für westliche Firmen nähen, kaum noch mitmachen.

Weil die jetzt Mindestlohn bekommen?

Nein, ihre 160 Dollar im Monat bekommen sie nicht. Sie sind nur durch Massenentlassungen eingeschüchtert worden. Die Konzerne wollten bloß, dass Ruhe ist.  INTERVIEW: BES

Diavortrag: Sa, 14 Uhr, Wallsaal, Stadtbibliothek. Ausstellung „Kambodschanische Impressionen“ bis 5. 6.