Polizei verhindert Rache-Aktion

SELBSTJUSTIZ In Wilhelmshaven wurde eine 14-Jährige verprügelt. Über die sozialen Netzwerke formierte sich eine Gruppe, die eigenständig gegen die minderjährigen Täter vorgehen wollte

Eine 14-Jährige zusammengeschlagen haben am Montagnachmittag in Wilhelmshaven drei Mädchen und ein Jungen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren. Nach Angaben der Polizei prügelten die Täter auf das Opfer ein, traten ihr mehrere Male gegen den Kopf und raubten ihr das Handy. Schaulustige standen herum und filmten das Geschehen mit ihren Smartphones. Das Motiv der Tat ist laut Polizei noch unklar.

Das Opfer konnte das Krankenhaus am Mittwoch wieder verlassen und wird wohl keine körperlichen Folgeschäden behalten. In den sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter und Youtube verbreiteten sich die Videos der Tat rasend schnell, wurden jedoch größtenteils wieder aus dem Netz genommen. Zugleich gab es auf Facebook und Twitter Aufrufe, sich vor dem Haus eines der Täter zu versammeln, um den Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Laut Polizeiangaben versammelten sich 40 Leute vor dem Haus. Die Haustür wurde eingetreten, Personen kamen jedoch nicht zu Schaden. Verständigt hatte die Polizei eine besorgte Anwohnerin.

Die Polizei löste die Gruppe mit 18 Beamten auf und erteilte Platzverweise. Inwiefern es für die Personen Konsequenzen geben wird, steht noch nicht fest. „Wir prüfen die strafrechtliche Lage. Wir wollen keine Selbstjustiz, wir appellieren an die Bürger, so etwas der Polizei und Staatsanwaltschaft zu überlassen“, sagt Andrea Papenroth von der Polizeiinspektion Wilhelmshaven-Friesland.

Im Internet werden weiterhin die Klarnamen der Täter mit Links zu ihren Profilen in den sozialen Netzwerke und sogar Wohnadressen verbreitet. Ein Täter soll sich bei Verwandten versteckt haben – auch deren Adresse wurde gepostet. Mittlerweile sollen die Täter von der Polizei in Schutzhaft genommen worden sein.

Die Polizei wertet jetzt die entstandenen Videos aus. Mehrere Videos zeigen, dass zahlreiche Menschen den Überfall verfolgten, filmten und kommentierten, aber niemand der 14-Jährigen geholfen hatte. Die Polizei ermittelt nun, ob es einen Anfangsverdacht wegen unterlassener Hilfeleistung gibt.  FCK