heute nacht in bremen
: Der große Finanztanz

Das Finanzamt erwacht zur Kafka-Performance

taz: Wie arbeitet es sich in der Nußbaum-Behörde?

Katrin Bretschneider, Initiatorin: Prima. Die ganze Organisation war überraschend unkompliziert, die lassen uns hier echt machen. Sonst ist man jemand, der etwas abgibt oder fragt – jetzt kann ich sagen: Ich arbeite hier!

Wie sind die Konditionen?

Wir dürfen überall hin, auch auf Rollschuhen, außer in die Büros.

Ist das „Haus des Reichs“ für Tänzer und Schauspieler inspirierend?

Das Gebäude ist faszinierend. Einerseits gibt es diese enorme Art déco-Pracht im Eingangsbereich und in der Belle Etage, andererseits endlose Gänge mit Linoleum, Neonröhren und verschlossenen Türen – so, wie man sich eine Großbehörde eben vorstellt. Da verliert man sich schnell.

Dafür gibt es die genialen Fahrstühle zum Rein- und Rausspringen.

Die sind natürlich eine tolle Spielwiese. Aber man muss auch aufpassen, dass man kein Stück à la „1.000 lustige Sachen im Paternoster“ macht. Die Unterschiedlichkeit der Orte und dieses Gefühl der Verlorenheit wirkt sich aus: Wir erzählen keine geschlossene Geschichte, sondern zeigen verschiedene Bilder im Rahmen einer „Schlossführung“. Wobei Kafkas Romanfragment „Das Schloss“ nicht die Vorlage ist, sondern eine Assoziationsplattform.

Beamtin: Mahlzeit.

Bretschneider: Mahlzeit.

taz: Mahlzeit. Geben Sie Ihre nächste Steuererklärung mit einem anderen Gefühl ab?

Nein. Das Haus ist eine, aber das System Finanzamt bleibt so unnahbar wie zuvor. Henning Bleyl

„Anlage K“ hat heute (Sa) um 19.30 Uhr im „Haus des Reiches“ Premiere. Karten: ☎ (0421) 700 141