Regina Rensink, CCS-Gegnerin
: Einsame Protestlerin

■ 61, Ex-Bürokauffrau aus dem nordfriesischen Stadum, demonstriert seit zwei Wochen in Berlin. Foto: privat

Kalt ist der Wind vor dem Kanzleramt. Kein Mensch unterwegs, dafür fällt Schnee – kein gutes Demowetter. Aber inzwischen weiß Regina Rensink, wie sie auch solche Tage ausnutzen kann: „Ich laufe durch die Stadt und stelle mich vor die RWE-Zentrale“, kündigt die 61-Jährige an.

Seit zwei Wochen demonstriert die Rentnerin aus dem Örtchen Stadum in Nordfriesland im Berliner Regierungsviertel gegen die Pläne, das Klimagas CO2 im Untergrund zu speichern. Die Plakate, die sie sich wie ein Sandwich umgeschnallt hat, zeigen das gelbe Gasmasken-Logo der nordfriesischen Bürgerinitiative, die sich gegen Probebohrungen für das so genannte CCS-Verfahren im Norden Schleswig-Holsteins gebildet hat. Die Bürgerproteste verhinderten im Sommer 2009, dass der Bundestag das CCS-Gesetz durchwinkte. Der Gesetzesentwurf verschwand kurzfristig in den Schubladen, taucht aber immer wieder auf. „Es hieß, dass es bis Jahresende abgestimmt werden sollte“, sagt Rensink. „Da bin ich losgefahren, um den Abgeordneten zu sagen, was dieses Gesetz bedeutet.“

Regina Rensink und ihr Mann Bernhard, der der Bürgerinitiative heute vorsitzt, gehörten zwar nicht zu deren Gründern. „Aber beim ersten Stammtisch waren wir dabei“, sagt die ehemalige Büroangestellte. Sie demonstriert allein, weil sie so mehr Bewegungsfreiheit hat: „Ab drei Personen bekommt man einen festen Platz zugewiesen.“

Als einsame Sandwich-Frau kann sie sich so zwischen Kanzleramt, Reichstag und Abgeordnetenhäusern bewegen – soweit es die Absperrungen erlauben. In den vergangenen Tagen sorgten Gitter und Kälte dafür, dass nur wenige Leute vorbeikamen.

Dennoch bewertet Rensink ihre Dauer-Demo als erfolgreich: „Ich habe mit einer Reihe von Abgeordneten gesprochen. Vielen war nicht klar, wie große Flächen betroffen sind oder dass sich Energiekonzerne wie RWE und Eon bereits Konzessionen in mehreren Bundesländern gesichert haben.“ Der eine oder andere Politiker habe versprochen, sich mit der Frage weiter zu beschäftigen, sagt Rensink. An diesem Sonntag will sie nach Schleswig-Holstein zurückkehren. ESTHER GEISSLINGER