Film
: Schuldige Großbürger

Es sind (spätere) Weltstars, die da an der Elbe drehen: Neorealist Vittorio de Sica („Fahrraddiebe“) verfilmt 1962 Jean-Paul Sartres „Die Eingeschlossenen von Altona“, in den Hauptrollen unter anderem Sophia Loren und Maximilian Schell. Die verkorksten Verhältnisse einer Reederdynastie werden zum Abbild einer mit ihrer Schuld ringenden Gesellschaft: Ein sterbender Schiffbau-Patriarch will die Leitung des längst wieder florierenden Unternehmens regeln, doch ein Sohn weigert sich, das Erbe anzutreten. Der andere, von eigenen Ostfront-Gräueltaten traumatisiert, wird auf dem Dachboden versteckt und wähnt das Vaterland weiter im Krieg. Ein Stoff mit vielen Anschlussmöglichkeiten – umso enttäuschter war die New York Times: nur ein „durchschnittlicher Thriller in einem alten Haus“. Empfindlicher reagiert man in der jungen BRD: Bild nennt den Film „deutschfeindlich“, Blohm + Voss erlaubt keine Dreharbeiten. Der Filmwissenschaftler Michael Töteberg stellt das kontroverse Werk vor. ALDI

■ So, 5. 12., 11 Uhr, Abaton, Allende-Platz 1