MIKE HANKE, ÜBERBEZAHLT
: Der auf dem Sprung

■ 27, wurde 2005 von Thomas Strunz in die Bundesliga nach Wolfsburg geholt. Seit 2007 spielt er für Hannover. Foto: dpa

Die gute Laune hat nun sogar einen erreicht, dem es in den vergangenen Wochen gelungen war, sich nicht von den wunderbaren Glücksgefühlen bei Hannover 96 anstecken zulassen. Zu gehobener Stimmung hat Mike Hanke nach eigener Aussage auch Grund. „Die ganze Bundesliga will mich, Bayern München, alle“, behauptet der 27-jährige ehemalige Nationalspieler.

Nach dem 2:1 gegen Borussia Mönchengladbach, das er mit einem herrlichen Kopfballtreffer eingeleitet hatte, sieht er sich schon wieder auf den großen Fußballbühnen. „Ich kann mich gar nicht retten vor Angeboten und muss mich nur noch entscheiden“, erzählt er. Das ist nach drei Einwechslungen und ebenso vielen Toren gewiss eine sehr schöne Vorstellung für einen Stürmer, der in Hannover eines ganz lange nicht sein durfte: nämlich ein Stürmer. Sie entspricht aber nicht einmal ansatzweise der Wirklichkeit.

Dass diese Rede von den vielen Angeboten nicht einmal den geringsten Wahrheitsgehalt besitzt, weiß niemand besser als Mike Hanke selbst. Aus den Worten kann man aber dennoch sehr viel ablesen. Der gesunde, aber lange Zeit nicht erwünschte Spieler nimmt seine schwierige Situation mittlerweile erstaunlich gelassen hin und begegnet ihr mit einer wunderbaren Ironie.

Das hat einen einfachen Grund, der in der wundersamen Hinrunde einer Mannschaft liegt. Vor der Saison als erster Abstiegskandidat gehandelt, hat sie sich nun im oberen Tabellendrittel eingerichtet. Der bemerkenswerten Leichtigkeit, die der Erfolg mit sich bringt, kann sich auch der unzufriedene Mike Hanke nicht mehr entziehen – obwohl er nur aus Mangel an Alternativen wieder in die Mannschaft gerückt ist und als wuchtiger Strafraumstürmer nicht wirklich in die von Trainer Mirko Slomka verordnete Kontertaktik passt.

Hanke hat in den vergangenen Wochen immer wieder betont, dass er den Verein lieber heute als morgen verlassen möchte und die spielentscheidenden Tore wenig daran ändern würden. Die Vereinsverantwortlichen sehen das nicht anders. Hannover möchte Hanke lieber heute als morgen loswerden, da seine Auftritte nur äußerst selten im Einklang zu seinem Gehalt standen, was eine sehr höfliche Beschreibung ist. Nach den gelungenen Auftritten der blonden Einwechselattraktion hielten sie sich in ihren Aussagen auffallend zurück.

Diese Einsilbigkeit bezog sich aber nur auf Hanke. Denn in Hannover beginnen sie nach dem neunten Saisonsieg langsam von aufregenden und ins Flutlicht getauchten Europapokalabenden zu träumen – ohne Hanke jedoch. Er hat erst kürzlich in der bunten Presse eine erste Anfrage abgelehnt. Die hatte mit der großen Fußballbühne gar nichts zu tun. Sie kam aus Bielefeld. CHRISTOPH ZIMMER