hamburger szene
: Dein Plagiat stinkt

Die Armbanduhren von Gucci sehen nicht schlecht aus. Neue adidas-Turnschuhe hätte ich auch gerne. Aber wer freut sich über giftgrüne Dolce&Gabbana-Boxershorts? Obwohl nicht alles meinen Geschmack trifft, Eindruck macht es schon, was der Hamburger Zoll ausgestellt hat. Dabei ist kein einziges Teil echt. In den letzten Monaten hat die Behörde den bisher größten Fund an Plagiaten gemacht: 117 Container voller Fälschungen, 115 davon mit Schuhen von Nike, adidas und Puma. Dabei war das nur ein Zufall. Eigentlich waren die Zöllner auf der Suche nach geschmuggelten Zigaretten. „Wir haben uns alle sehr gefreut“, sagt Sabine Heise vom Zollkriminalamt Hamburg. Weniger gefreut haben sich die Arbeiter im Hamburger Hafen. Die sollen die Plagiate nämlich vernichten. Gar nicht so einfach, die wieder loszuwerden. Der Schredder läuft auf Hochtouren, doch immer wieder platzt ein Karton auf und es regnet Nikes. Der Fotograf neben mir ist fasziniert: „Sehen aus wie die echten Air Max.“ Riechen aber nicht so. Der Klebstoff ist auf jeden Fall gefälscht. Bis die letzten Überreste der Schuhe vom Gelände verschwunden sind, werden noch Wochen vergehen. Sie baumeln von der Baggerschaufel, hängen am Förderband des Schredders fest und säumen den Weg zum Gelände. Am Ende wandert ein Teil in die Müllverbrennungsanlage. Der Rest wird wiederverwertet. Eine belgische Firma macht aus den Turnschuhschnipseln Fußbodenbeläge – für Sporthallen.LISA THORMÄHLEN