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RAINER HERING, Landesarchivar Schleswig-HolsteinDer Vernetzer

Er ist keiner, der im Archiv sitzt und wartet, dass die Bücher zu ihm kommen. Rainer Hering, seit November Leiter des Schleswig-Holsteinischen Landesarchivs, weiß genau, welchem Zweck das Know-how von Archivaren dient: der Beratung von Behörden bei der Modernisierung von Verwaltungsabläufen.

Auf seinem letzten Posten, als stellvertretender Leiter des Staatsarchivs in Hamburg, hat er das bereits praktiziert: Drei Jahre lang leitete Hering den „El-Dorado“-Beirat und versuchte, Behörden, den Hauptnutzern der Landesarchive, eine effektive Materialablage beizubringen. Sieben Prozent der Arbeitszeit gingen dort durch die Suche nach Unterlagen verloren, sagt Hering. Dem sei durch systematische elektronische Ablage beizukommen. „Das bringt einerseits Transparenz. Andererseits den Zugriff aller auf die entsprechenden Daten, sodass Machtspielchen und Informationsblockaden wegfallen.“ Ein Grund, weshalb die Elektronik-Version nicht bei allen beliebt ist. Hering plädiert deshalb für eine „Mentalitätsoffensive“.

In Hamburg sei die elektronische Ablage schon Gang und gäbe, in Schleswig-Holstein laufe ein Pilotprojekt. „Wenn das flächendeckend umgesetzt wird, sind wir sofort dabei“, sagt der Historiker, Theologe und Antisemitismusforscher, der an der Uni Hamburg Privatdozent für Neuere Geschichte ist.

Bereits initiiert hat der neue Chef in Schleswig eine im Internet einsehbare kommentierte Bestandsübersicht, die es so bislang nicht gab. Ein weiteres Ziel: die Kooperation mit weiteren Archiven, Bibliotheken und anderen Dokumentationseinrichtungen. Doch Herings Networking reicht weiter: Seit 2003 ist er Mitglied des Archives Committee der „German Studies Association“ in den USA. „Auch zur transatlantischen Kooperation trage ich also mein Quentchen bei“, sagt Hering und lacht.

Privat frönt er der Fotografie – was praktisch ist, lagert doch auch das Landesfilmarchiv in Schleswig. Genau das Richtige für einen, der früher Film- und Fotografie-Seminare für Jugendliche gab und zudem vor Jahren einen europäischen Filmpreis bekam. Für einen Kurzfilm über seine Heimatstadt Hamburg. PS

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