„Für Sprachen kämpfen“

SPRACHE Deutsche und französische Wissenschaftler diskutieren Chancen globaler Mehrsprachigkeit

■ 37, hat Sprach- und Vergleichende Literaturwissenschaft studiert und leitet seit September das Institut français de Brême. Sie spricht Deutsch, Englisch, Französisch und Réunion-Kreolisch.

taz: Welchen Wert hat Sprache für Sie, Madame Le Lan?

Nadège Le Lan: Eine gemeinsame Sprache verbindet. Sie ist eine Mischung aus Identität, Gemeinschaft und Einverständnis. Sprache hilft die Gefühle auszudrücken, und Menschen einander näherzubringen.

Welche Chance bietet Mehrsprachigkeit?

Sprache hilft uns, sich anderen zu öffnen. Erst durch Sprache können wir die einzelnen Aspekte eines Landes und seiner Bewohner wirklich verstehen.

Sehen Sie die Vielsprachigkeit Europas in Gefahr?

Das war früher so. Zum Glück gibt es seit 1992 die „Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen“, die sich für den Erhalt und die Förderung von traditionellen Sprachen einsetzt. Das ist ein großer Fortschritt. Es gibt allerdings immer noch viele Staaten, die sie nicht unterzeichnet haben. Wir müssen für unsere Sprachen kämpfen. Es ist für mich auch eine Frage des Menschenrechts. Jeder Mensch hat das Recht seine eigene Sprache zu sprechen.

Eine Monopolisierung der Sprache bietet aber doch auch Vorteile …

Monopolisierung hat nie einen Vorteil. Als Verkehrssprache kann es von Vorteil sein, dass alle Englisch sprechen, aber dann müssten die Menschen sich auch bemühen, die Sprache zu lernen. Da viele einen geringen Wortschatz besitzen, ist es schwer sich auszudrücken. INTERVIEW: JAHU

Debattenbeginn: 19 Uhr 30, Institut français, Contrescarpe 19