hört auf den Sound der Stadt

TIM CASPAR BOEHME

MIDI, also nicht Le Midi, wie Südfrankreich genannt wird, sondern das „Musical Instrument Digital Interface“, war zu Beginn der achtziger Jahre eine Revolution der elektronischen Musik. Zum ersten Mal ließen sich Instrumente so miteinander verschalten, dass man mit einem Keyboard eine Reihe anderer Geräte direkt ansteuern und gleichzeitig spielen konnte, ohne dass diese überhaupt eigene Tastaturen haben mussten. Dieses neue Zeitalter der Musikproduktion trägt das Brooklyner Trio Dawn of Midi im Namen. In ironischer Absicht wohlgemerkt, da die Musiker ausschließlich akustische Instrumente wie Bass, Klavier und Schlagzeug ohne gegenseitige Verkabelung bedienen und eine maximal minimalistische Variante von Jazz spielen. So konzentriert, dass ihr zweites Album „Dysnomia“ aus dem vergangenen Jahr es gleich in mehrere Best-of-Listen der angelsächsischen Musikpresse schaffte. Donnerstag gastieren sie in der Kantine am Berghain (Rüdersdorfer Str. 70, 20 Uhr, 13,90 €).

Ebenfalls rein akustisch und am Donnerstag zu hören ist das Konzert des Ensemble KNM im Institut français mit Kammermusik des seinerseits für sparsame, reduzierte Gesten gefeierten Komponisten Mark Andre, der dem Komponieren mit Geräuschen – von herkömmlichen Instrumenten erzeugt – zu einer spirituellen Dimension verholfen hat. Neben Andres Streichtrio „… zu …“ erklingen zwei Werke von Emmanuel Nunes, dem berühmtesten portugiesischen Komponisten des 20. Jahrhunderts (Kurfürstendamm 211, 20 Uhr, 10/8 €).

Umso elektronischer geht es am Freitag im Urban Spree zu, wo sich der Schlagzeuger Chris Imler mit der musikalisch höchst multiplen Persönlichkeit Patric Catani alias Candie Hank den Abend teilt, um das Erscheinen der eigenen neuen Alben feierlich zu begehen, in Imlers Falls ist es zudem sein Solodebüt. Anarchischer Umgang mit Klängen und Stilen gehört bei beiden zum guten Ton, das gilt genauso für den „Spezialgast“ Guido Möbius (Revaler Str. 99, 22 Uhr, 10 €).

Entschleunigung verspricht der Samstag mit den zuverlässig langsamen Mülheimern Bohren & Der Club of Gore, deren vermutlich patentgeschützte Kreuzung aus Jazz und Doom Metal (ohne Gitarre, dafür mit E-Piano und Saxofon) auf ihrem jüngsten Album „Piano Nights“ so stark nach gedrosseltem Barjazz klingt wie nie zuvor. Überzeugen kann man sich im HO Berlin (Holzmarktstr. 66, 21 Uhr, VVK 20 €, AK 25 €).

Eine Noise-Ikone in fast familiärem Rahmen gibt es dann am Mittwoch zu erleben: Der Musiker Thurston Moore kommt für ein Konzert ins WestGermany, wer eine Karte haben möchte, muss schnell sein (Skalitzer Str. 133, 20 Uhr).