Wie erleben Sie den Klimawandel? Folge 12: Christian Günner von der Hamburger Stadtentwässerung
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Ort: Hamburg, Deutschland

Klimawandel: Starkregenereignisse

Betroffen: Jeder

Ab 21 Millimetern in zwei Stunden ist die Röhre dicht. Dann hat der Gully den Rachen so voll, dass er nicht mehr schlucken kann. Das Gluckern stoppt, das Nass vom Himmel staut.

„Wir sind auf jeden Fall in so ’ner Phase, wo es, wenn es regnet, immer stärker regnet“, hat Christian Günner festgestellt. Immer mehr Wasser in kürzeren Zeiträumen, und dazu immer mehr versiegelte Fläche: Das stellt die Stadtentwässerer vor ungeahnte Probleme.

Im Sommer 2003 etwa fielen 26 Millionen Kubikmeter Wasser binnen 30 Minuten auf Teile des Hamburger Stadtgebiets. Ein Ereignis „außerhalb unserer Statistik“, wie Günner betont. Günner leitet die Abteilung Grundlagen- und Systementwicklung der Hamburger Stadtentwässerung und ist so etwas wie deren Klimawandelexperte. Er weiß: Ein Kanalnetz zu bauen, das solche Wassermassen aufnehmen kann, ist völlig unrealistisch.

Also plant er an Wasserführungen „auf unkonventionellem Wege“. Unter anderem will er innerstädtische Polder schaffen. „Die Stadt muss öffentliche Flächen für Speicherplatz bereitstellen“, fordert er. Grün- und Sportanlagen etwa, die sich bei starkem Regen gezielt in Seen verwandeln könnten. Das Hamburgische Pilotprojekt dazu entsteht derzeit im Stadtteil Wandsbek. Ein Gehölzgraben, durchflossen von der Wandse und normalerweise als Naherholungsgebiet genutzt, soll hier bei Bedarf das Wasser aus den angrenzenden Straßen aufnehmen. Experten tüfteln derweil an einem speziellen Einleitungsbauwerk: Die einströmenden Fluten sollen keine Gräben ins Grün reißen.

ARMIN SIMON