Jürgen Nölke, Elektromeister
: Strom aus dem Kanal

■ 57, arbeitet als Elektromeister im niedersächsischen Dahlenburg und betreibt zwei selbst gebaute Windkrafträder.

Jürgen Nölke wohnt nur zwölf Kilometer Luftlinie von Gorleben entfernt. Als Sympathisant der Anti-AKW-Bewegung ist er überzeugt: „Wir tun unseren Kindern keinen Gefallen, wenn wir mit Atomkraft weitermachen.“ Auch deswegen hat der Elektromeister zusammen mit seinem Partner, Biolandwirt Hubertus Schulte, eine neue Idee entwickelt, wie man Strom, der in Kanälen durch Wasserkraft gewonnen wurde, speichern kann.

Der Vorschlag sieht vor, die Energie, die beim Hochpumpen oder Abschöpfen des Kanalwassers gewonnen wird, in einem Pumpspeicherkraftwerk zu binden. Dieses Speicherwerk funktioniert mit einer Turbine, die von abfließendem Wasser angetrieben wird.

Im Prinzip ist diese Technik nicht neu – alleine in Deutschland gibt es über 30 Pumpspeicherkraftwerke. Allerdings wurden sie bisher noch nicht an Kanälen gebaut. Das soll sich nun ändern. Die neuen Speicherkraftwerke könnte man nicht nur im Elbe-Seitenkanal, sondern an insgesamt 200 bis 300 Stellen in Deutschland bauen. „Das Konzept könnte auch weltweit interessant sein“, prophezeit Nölke.

Seit den Neunzigerjahren setzt sich der Elektromeister für erneuerbare Energien ein. Er will aber nicht nur Ökostrom beziehen, sondern ihn auch produzieren. Deswegen hat er seit über 20 Jahren eine Photovoltaik-Anlage auf seinem Haus in der Lüneburger Heide, außerdem gründete er mit seinem Partner Schulte eine GmbH, die zwei eigene Windräder baute und damit 75 Nutzer versorgt. Nölkes großes Vorbild ist der SPD-Politiker Hermann Scheer, der für sein Engagement für Solarenergie mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet wurde.

Die Idee der Pumpspeicherkraftwerke interessiert nun auch Wissenschaftler der Leuphana Universität in Lüneburg, die das Vorhaben prüfen wollen. Damit, dass Nölke mit der Idee vielleicht kein oder nur wenig Geld verdienen wird, hat er sich abgefunden: „Wir hätten uns juristisch absichern können. Stattdessen haben wir einfach entwickelt.“ Wenn das Vorhaben so umgesetzt werde, wie sie es sich gedacht hätten, seien sie „sehr stolz“, sagt Nölke. NORA LASSAHN