Gewalt erzeugt neue Gewalt

Symposium des Bundeskriminalamtes fordert bessere Integration ausländischer Jugendlicher, die häufig Gewalt in der Familie erfahren und diese dann weitergeben

WIESBADEN taz ■ Polizisten, Kriminalisten und Sozialwissenschaftler aus ganz Europa beschäftigten sich auf dem Herbstsymposium des Bundeskriminalamts (BKA) in Wiesbaden drei Tage lang mit dem Thema „Illegale Migration – Gesellschaften und polizeiliche Handlungsfelder im Wandel“. Gestern zog BKA-Präsident Jörg Ziercke das Fazit. Illegale Einwanderung berge Sicherheitsrisiken und müsse konsequent auch mit polizeilichen Mitteln bekämpft werden.

Der organisierte Menschenhandel mit all seinen Folgen wie Zwangsprostitution und Groß- und Kleinkriminalität sei schließlich ein Verbrechen, so Ziercke. Auch die Terrorgefahr steige dadurch. Gleichzeitig aber müsse die legale Zuwanderung gesteuert und die Integration der Neubürger mehr als bisher gefördert werden. Eine gelungene Integration nämlich sei „die beste Kriminalitätsvorsorge“.

Eine „verbesserte soziale Integration“ von Jugendlichen aus Einwanderergruppen hatte zuvor schon der als Referent geladene Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN), Christian Pfeiffer, gefordert. Wer in abgeschotteten ethnischen Gruppen lebe und dort selbst Gewalt erlebe – türkische Jugendliche seien häufig Opfer innerfamiliärer Gewalt – übe viel häufiger Gewalt aus als multiethnisch eingebundene Individuen, so Pfeiffer. Deshalb verwundere es nicht, dass türkische Jugendliche von allen ethnischen Gruppen die meisten Gewalttäter stellten, gefolgt von Jugendlichen aus den Balkanstaaten und aus Nordafrika.

Pfeiffer erklärte, die niedrigsten Gewaltquoten ergäben sich für die deutschen Jugendlichen, von denen sich auch nur 3,9 Prozent zur sogenannten Machokultur bekennen würden. Bei den türkischen Jugendlichen sind es 24,6 Prozent. kpk