Zwei Mahner fordern Joseph Kabila heraus

KONGO Oppositionsführer Tshisekedi und Kirchenführer Monsengwo in Kinshasa bejubelt

BERLIN taz | Die Politik der Demokratischen Republik Kongo gerät in Bewegung. Etienne Tshisekedi, historischer Oppositionsführer aus der Zeit des Widerstandes gegen die Mobutu-Diktatur, ist nach drei Jahren Auslandsaufenthalt in seine Heimat zurückgekehrt und hat umgehend seine Kandidatur für die Präsidentenwahl 2011 angekündigt.

Zehntausende jubelnde Menschen säumten den Boulevard ins Stadtzentrum Kinshasas, als am Mittwochnachmittag Tshisekedi aus Südafrika einflog. Die Prozession des Tshisekedi-Autokonvois zu seinem Haus im Stadtteil Limete dauerte bis in den späten Abend. „Tshisekedi Präsident“ riefen die Menschen, oder auch: „Papa ist heimgekehrt, der Hunger ist vorbei“.

Der 78-jährige Tshisekedi führt die Oppositionspartei UDPS (Union für Demokratie und sozialen Fortschritt), die in den frühen 1990er Jahren an vorderster Front der Opposition gegen Diktator Mobutu Sese Seko im damaligen Zaire gestanden hatte, bevor die Kriege ab 1996 militärische Kräfte in den Vordergrund brachten. Die ersten freien Wahlen des Kongo 2006, die Präsident Joseph Kabila gewann, wurden von der UDPS boykottiert. Seitdem aber ist die politische Opposition im Kongo immer schwächer geworden. Tshisekedi ist nicht der Einzige, der sich jetzt Hoffnungen macht, die Gegner Kabilas bei den Wahlen 2011 hinter sich zu scharen, aber der Älteste und Bekannteste. Er dürfte seinen Anspruch dieses Wochenende auf einem UDPS-Parteitag bekräftigen.

Wenige Tage zuvor hatte die Ankunft einer anderen historischen Figur Furore in Kinshasa gemacht. Der 71-jährige katholische Erzbischof Laurent Monsengwo, in den frühen 1990er Jahren zeitweise Parlamentspräsident und wichtigster Gegner Mobutus neben Tshisekedi, kehrte als vom Papst frisch gekürter Kardinal am Wochenende aus Rom zurück. Am Sonntag hielt er im wichtigsten Sportstadion Kinshasas eine Messe vor 80.000 Gläubigen, darunter Kabila. „Eine Macht, die sich nicht an erster Stelle um das Gemeinwohl und das Volk sorgt, sondern um die eigenen Interessen, ist eine Macht ohne Sinn“, erklärte Monsengwo in seiner Predigt. Er rief zu einem Ende von Korruption und Gewalt und zum Aufbau eines Rechtsstaates auf. D. J.