Vertrauen ist gut, Kontrolle besser

ÖL II Oliven, Sonnenblumen und Raps sind die Öl-Favoriten der Deutschen. Im Gegensatz zu anderen Pflanzenölen sind hier Güteklassen und Inhaltsstoffe durch eine EU-Verordnung geregelt. Trotz Kontrollen wird geschummelt und gepanscht, sagt Dieter G. Oberg

■ leitet das Deutsche Olivenöl-Panel, das Olivenöle gemäß den EU-Vorgaben testet.

INTERVIEW ULRIKE SCHATTENMANN

taz: Herr Oberg, wie schmeckt gutes Olivenöl?

Dieter G. Oberg: Es hat keinen neutralen Geschmack, wie viele immer denken, sondern eher grüne, grasige Noten. Aber es gibt auch süßere Öle, die schmecken dann nach Mandel oder Banane oder haben Aromen von Tee. Das hängt von der Sorte ab, vom Klima und dem Reifegrad bei der Ernte. Die Bandbreite ist ähnlich groß wie beim Wein.

Bei vielen im Handel erhältlichen Olivenölen steht „Natives Olivenöl Extra“ auf dem Etikett. Was bedeutet das?

Olivenöl, das in der EU verkauft wird, muss bestimmte chemisch-physikalische und sensorische Eigenschaften erfüllen. Die höchste Güteklasse ist „Natives Olivenöl Extra“. Da werden insgesamt 28 Parameter geprüft. So ist etwa der Gehalt an freier Fettsäure auf 0,8 Prozent begrenzt. Überschreitet nur ein Parameter den festgelegten Mindestwert, rutscht das Öl in eine niedrigere Kategorie.

Das Deutsche Olivenöl-Panel, testet jährlich 500 Olivenöle. Wie viele fallen durch?

Weniger als 10. Meistens sind es die von Hobbyproduzenten.

Aber es gibt Etikettenschwindel. So tauchen immer wieder unter italienischem Namen vermarktete Öle im Handel auf, die mit Produkten aus anderen Ländern verschnitten sind.

Es ist schwierig, die geografische Herkunft eines Olivenöls analytisch nachzuweisen. Insgesamt sind die Quoten aber durch die Kontrollen doch deutlich besser geworden. Als wir vor 18 Jahren anfingen zu testen, war die Hälfte der Öle fehlerhaft!

Sind die Messkriterien der EU zu lasch?

Sagen wir mal so: Es sind Mindestanforderungen. Innerhalb der Güteklasse „Extra nativ“ – auf Italienisch: extra vergine – gibt es große Qualitätsunterschiede. Verbraucher mit höherem Anspruch sollten darauf achten, ob auf dem Etikett „kalt gepresst“ oder „kalt extrahiert“ steht, das bedeutet, dass das Öl bei einer Temperatur von unter 28 Grad verarbeitet wurde. Wenn Oliven aus einem geschützten geografischen Anbaugebiet stammen, etwa aus Lesbos oder der Toskana, ist das ebenfalls gekennzeichnet. Für gute Qualität spricht auch, wenn Hersteller oder Abfüller die einzelnen Olivenölsorten auflisten.

Schneiden Bio-Olivenöle besser ab als konventionelle?

Nein. Wir finden Fehler in Bio wie in konventionellen Ölen.

Muss gutes Öl teuer sein?

Ja und nein. Wir hatten schon überraschend gute Öle im preiswerten Bereich, aber auch teure Öle, die ihr Geld wert waren. Gerade Discounter haben ein großes Interesse daran, alle Kriterien zu erfüllen, auch was die harmonischen Werte anbelangt. Die werden regelmäßig von Verbraucherstiftungen getestet. Da will keiner schlecht abschneiden.

www.olivenoel-info.net