piwik no script img

ANNE HAEMING DER WOCHENENDKRIMIKiller mit Cowboyhut

Achtung, jetzt kommen zwei Wörter mit eingebauter Umschaltgarantie. Fertig? 3 – 2 – 1: Kevin Costner. Ja, ja, der olle Möchtegern-Indianer hat in den letzten 20 Jahren in so vielen grottigen Filmen mitgespielt, dass man auf Nummer sicher geht, wenn man alles meidet, wo er auf der Besetzungsliste auftaucht. Aber vergessen Sie mal für zwei Fernsehstunden Unsäglichkeiten wie „Waterworld“, „Tin Cup“ und die klebrige Mega-Schmonzette „Message in a Bottle“, bleiben Sie Samstagabend auf der Couch (und gehen dafür Sonntag weg, beim Bremer „Tatort“ über die Müllmafia verpassen Sie eh nichts, selbst als Einschlafhilfe ist die Folge, na ja, Müll): Denn die Mörderjagd in „Perfect World“ mit Mister Kassengift himself als Schurke erinnert dankenswerterweise daran, wie gut dieser Typ mit den notorisch zerkrumpelten Stirnfalten tatsächlich sein kann. Gut, das mag auch an Clint Eastwood liegen, der Costner als Brutalo-Mörder und herzerwärmenden Kidnapper à la „Paper Moon“ im Texas der 60er Jahre inszeniert hat. Und daran, dass der Film von 1993 ist, als Costner uns in den drei Jahren zuvor mit „Der mit dem Wolf tanzt“, „Bodyguard“ und „JFK“ gleich mehrfach um die Ohren geknallt hat, dass er es richtig draufhat.

Aber wie Costner als entlaufener Häftling Butch zuerst seinen Kompagnon umlegt, weil der sich an dem Knirps vergreift, den sie als Geisel genommen haben, wie er mit dem Jungen dann durch die Lande zieht, ihn aufs Dach schnallt, wo der vor Vergnügen kreischt, sie zusammen Hausfrauen ihrer Sandwichvorräte berauben, nur um von einer Sekunde auf die andere wieder umzuschalten und zum Killer zu werden, das ist atemberaubend. Von den Oldsmobiles und Cowboyhüten mal abgesehen.

Und wer mal wieder Sehnsucht hat nach einem Kripo-Duo allererster Sahne: Clint Eastwood und Laura Dern. Zusammen. Als Ermittler. Dagegen sind die Besetzungsspielereien jeder Tatort-Redaktion machtlos.

■ „Perfect World“, Sa., 23.55 Uhr, RTL2

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen