MITARBEITER DER WOCHE: ERIC BONSE: Da ist kein Zeigefinger zu spüren
Er hat keine Angst vor dem Untergang, vor dem Verschwinden schon gar nicht. Eric Bonse bewegt sich angstfrei im „Bermudadreieck der Brüsseler Institutionen“. So hat er hat das Machtzentrum der Europäischen Union in der taz beschrieben. Als Heimat würde der 53-jährige Politologe, der seit 2011 für die taz aus der Europastadt berichtet, Brüssel indes nicht bezeichnen, eher als „Raumschiff“.
Auf dem sei er „hängengeblieben“, sagt er, auch wegen Frau und Kind. lostineu.eu heißt der Blog, in dem er über das politische Leben in Brüssel und seine Beobachtungen schreibt. Ist er doch verloren?
Wer Bonses Texte liest, wird diese Frage schnell verneinen. Das Team, das gerade jeden Tag sechs Sonderseiten zu und aus Europa produziert, jedenfalls ist längst im Bonsefieber. Er macht uns jeden Tag aufs Neue schlau. „Bonse fragen“, heißt seine Kolumne in der Europa-taz. Da hat er uns auch schon erklärt, warum er eigentlich EU-Korrespondent geworden ist. Die Antwort: „Aus Leidenschaft!“
Und genau diese Leidenschaft für dieses ach so sperrige Thema Europa hat uns regelrecht angesteckt. Während die öffentlich-rechtlichen Sender ihren ZuschauerInnen, Themen zur Europawahl erklären, als säßen nur Grundschüler vor den Empfangsgeräten, nimmt Bonse die ihm gestellten Fragen ernst.
Auch die LeserInnen haben die Möglichkeit, sich via europa@taz.de an unseren Brüsselversteher zu wenden. „Muss man Grün wählen, wenn man grüne Politik in Europa will – oder vielleicht doch lieber Schulz, weil nur der eine rotgrüne Mehrheit organisieren kann?“, lautete eine dieser Leserfragen.
Und was lernen wir? In Europaparlament herrsche kein Lagerdenken wie im Berliner Parlament, einen Fraktionszwang gebe es auch nicht. Aha. Ist Brüssel doch nicht so starr und unbeweglich, wie es sich viele ausmalen? Bonse hat’s erklärt.
Und wie! Da ist kein Zeigefinger zu spüren, da doziert kein Oberlehrer. Bonse hat ein Gespür dafür, wie er das Interesse, mit dem er sich dem Thema Europa, den europäischen Institutionen nähert, auf die LeserInnen zu übertragen. Wenn dereinst ein TV-Duell der Spitzenkandidaten der großen Parteien auch vor einer EU-Wahl tatsächlich mehr ZuschauerInnen fesseln sollte als die Heulsusenshow der Modelmacherin Heidi Klum, könnte es gut sein, dass die Arbeit Bonses einen Anteil daran hat.
Unser Mann in Brüssel weiß, dass es bis dahin noch ein weiter Weg ist. „Ein Anfang ist gemacht“, schrieb er nach dem ersten Duell Juncker versus Schulz. Wir jedenfalls wünschen uns, dass er den Weg mit der taz weitergeht. ARUE
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