DAS ENTSCHEIDENDE DETAIL
: Eisheilige fallen fast aus

Die Strömung aus Nord ist nicht mehr so gefährlich für Gärtner und Bauern

Die Eisheiligen sind in Mitteleuropa gefürchtet, vor allem bei Gärtnern und Winzern. Eine frostige Nacht Mitte Mai kann genügen, um Blüten oder junge Triebe schwer zu schädigen – was hohe Ernteausfälle zur Folge hat. Mag es einem städtischen Nachtschwärmer noch egal sein, ob er bei plus oder minus 2 Grad friert, so kommt es für einen Obstbauern auf genau diesen Unterschied an, können für ihn Frostschäden doch existenzbedrohend sein.

Die Eisheiligen sind ein relativ häufig wiederkehrendes Wetterphänomen: Mitte Mai dreht bei uns die Luftströmung oft auf Nordwest, Nord oder Nordost; damit werden polare oder subpolare Luftmassen zu uns verfrachtet – eine Voraussetzung für nächtliche Fröste. Auch in diesem Jahr war dies der Fall – allerdings erwärmten sich die Luftmassen über dem Nordmeer und der Nordsee so stark, dass die nächtlichen Tiefsttemperaturen nicht allzu weit in den Keller gingen. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes reichte es aber aus, um bei Aufklaren am Donnerstagmorgen gebietsweise für Bodenfrost zu sorgen; in den Alpen fiel oberhalb von 1.000 Metern Schnee. Damit sind die Eisheiligen aber auch schon überstanden – in den nächsten Tagen dreht die Strömung auf Südwest, was einen Hauch von Frühsommer bringt.

Zudem hat in den vergangenen Jahren die Wahrscheinlichkeit des Auftretens der Eisheiligen immer weiter abgenommen. Neuere Untersuchungen des Wettterdienstes zeigen, dass die Häufigkeit von Kaltlufteinbrüchen Mitte Mai vor allem in Süddeutschland deutlich unter 50 Prozent liegt. Viele Experten führen diese Veränderungen auch auf den Klimawandel zurück, denn mit der Erwärmung der globalen Atmosphäre fallen auch Kaltlufteinbrüche im Mai bei uns immer weniger frostig aus. Zumindest in puncto Spätfröste profitieren einige Berufszweige also vom Klimawandel.

RICHARD ROTHER