Religionsunterricht fast für alle

Hamburger CDU stellt neues Papier zum Religionsunterricht vor: Prinzipielles Ja zum „Religionsunterricht für alle“ – aber künftig katholischer und islamischer Religionsunterricht

von FRIEDERIKE GRÄFF

Nach dem Abschluss der Kirchenstaatsverträge mit der katholischen und der evangelischen Kirche zu Beginn des Jahres möchte die CDU-Fraktion nun einen vergleichbaren Vertrag mit den Hamburger Muslimen abschließen. „Wir haben ein Angebot mit klaren gesetzlichen Rahmenbedingungen gemacht“, sagte dazu der CDU-Kirchenexperte Wolfgang Beuß. „Nun muss man sehen, wie die muslimischen Vertreter darauf reagieren.“ Ziel ist laut Antrag ein „verbindliches schriftliches Abkommen über gegenseitige Rechte und Verpflichtungen in verschiedenen Lebensbereichen“. Damit sind unter anderem der Moscheebau und der Religionsunterricht gemeint, laut Beuß aber auch ein klares Bekenntnis zur demokratischen Ordnung und der Gleichstellung der Frau.

Ein zweiter Antrag, den die CDU gestern vorstellte, betrifft die Weiterentwicklung des Religionsunterrichts in Hamburg. Nach einem zunächst gescheiterten Vorstoß von Bürgermeister Ole von Beust (CDU), der im März einen gesonderten Islamunterricht gefordert hatte, bekennt sich die Fraktion zwar „im Prinzip“ zum Hamburger Modell des Religionsunterrichts für alle. Dieses soll aber dadurch erweitert werden, dass Religionsgemeinschaften jenseits der Nordelbischen Evangelischen Kirche, die den Unterricht verantwortet, „einzelne Unterrichtseinheiten innerhalb des allgemeinen Religionsunterrichts übernehmen“. Ferner solle mit der katholischen Kirche die Einführung katholischen Religionsunterrichts an staatlichen Schulen geklärt werden. Und schließlich will man im Rahmen eines Schulversuchs gemeinsam mit Vertretern der Hamburger Muslime jahrgangsübergreifenden Islamunterricht für Grundschulen entwickeln. Dieser soll in deutscher Sprache und von in Deutschland ausgebildeten Lehrkräften erteilt werden.

Für die Vorsitzende der GAL-Bürgerschaftsfraktion, Christa Goetsch, bedeutet das Eckpunktepapier der CDU einen „kapitalen Fehler“: Die Union opfere „den bewährten Religionsunterricht für alle, um ihren Bürgermeister nicht bloßzustellen“, sagte sie gestern. Die Trennung nach Konfessionen schwäche den interreligiösen Dialog und verstärke Abschottungstendenzen.

CDU-Kirchenexperte Beuß verteidigte das Papier dagegen als „politische Stabilisierung des in Gefahr geratenen Religionsunterrichts für alle“ auch gegen Stimmen in der eigenen Partei. Angesichts des Staatskirchenvertrags gebe es zudem nur begrenzten Handlungsspielraum. Johannes Krefting, Geschäftsführer der Abteilung Bildung des Erzbischöflichen Generalvikariats, begrüßte das Papier: „Wir legen Wert auf konfessionsgebundenen Unterricht.“ Angesichts der Verteilung katholischer SchülerInnen in der Stadt werde das Angebot „nicht flächendeckend“ sein, so dass unterschiedliche Modelle an unterschiedlichen Schulen praktiziert werden könnten. Auch Mustafa Yoldas, Vorsitzender des Hamburger Rats der islamischen Gemeinden, begrüßte den CDU-Vorstoß: „Religionsunterricht für alle ist es nur dann, wenn er von allen Konfessionen erteilt wird.“ Die Einführung von Islamunterricht habe „wenig Sinn in Blankenese“, wohl aber in Stadtteilen mit hohem muslimischen Schüleranteil. Zwar befürworte er persönlich den überkonfessionellen Unterricht, doch überwögen zur Zeit die Stimmen in der Gemeinde, die einen gesonderten islamischen Unterricht forderten.