Erforscht ist schon halb ausgebeutet

MEERESSCHUTZ Auf dem EU-Meerestag in Bremen prallen Wirtschaftsinteressen und Umweltschutz hart aufeinander. Reedereien warnen vor neuen ökologischen Auflagen für die Schifffahrt

„Die EU muss endlich Schutzsysteme einrichten“

THILO MAACK, GREENPEACE

Die Ressourcen der Meere und Ozeane könnten künftig stärker zum Wirtschaftswachstum in der EU beitragen. Die Möglichkeiten reichten von der Energiegewinnung bis zur Entwicklung von Lebens und Arzneimitteln mit Hilfe der Meeresflora, sagte die EU-Kommissarin für maritime Angelegenheiten Maria Damanaki am Montag bei der Eröffnung des „Europäischen Tags der Meere“ in Bremen.

Mehr als 1.000 Wissenschaftler, Umweltschützer und Politiker beraten auf dem zweitägigen Kongress, wie die Meere und Ozeane nachhaltig stärker genutzt werden können. Auch künftige Generationen sollten am Reichtum der Ozeane teilhaben können, sagte Damanaki. Deshalb müssten zunächst die Meere und Ozeane besser erforscht werden. „Wir wissen über sie weniger als über die Oberfläche des Mondes, was Investitionen und eine nachhaltige Nutzung erschwert“, sagte die EU-Kommissarin.

Umweltschützer protestierten zu Beginn des Kongresses gegen die zunehmende Ausbeutung der Weltmeere. Sie errichteten vor dem Veranstaltungsort eine Skulptur in Anlehnung an die Bremer Stadtmusikanten: Übereinander stapelten sie Modelle einer Tiefsee-Förderplattform, eines Öltankers, eines Fischerei-Trawlers und von Atommüllfässern. „Tiefseebergbau, Hochseefischerei und Ölförderung zerstören die Ozeane. Die EU muss endlich funktionierende Schutzsysteme einrichten“, sagte Greenpeace-Sprecher Thilo Maack.

Der Verband Deutscher Reeder warnte indes vor neuen Umweltvorschriften zu Lasten der Seeschiffe. Diese seien das klimafreundlichste Transportmittel der Welt. „Allein in Europa hängen 480.000 Arbeitsplätze von der deutschen Seeschifffahrt ab“, sagte Hauptgeschäftsführer Ralf Nagel. Sie trügen mit mehr als 30 Milliarden Euro zur Wertschöpfung bei.

Der „Europäische Tag der Meere“ wird seit 2008 jedes Jahr in einer anderen europäischen Küstenstadt veranstaltet.  (dpa)