„Die Anderen kennen lernen“

Vortrag über (christliches) Abgrenzungsbemühen

■ 63, unterrichtet Erziehungswissenschaft in Frankfurt/M., wo er von 2000 bis 2005 das Fritz Bauer Institut leitete.  Foto: dpa

taz: Herr Brumlik, Sie referieren über Antijudaismus und anti-islamische Positionen. Worum genau geht es Ihnen denn da?

Micha Brumlik: Ich werde mich mit den jüngsten Verlautbarungen der evangelischen und der katholischen Kirche auseinandersetzen, in denen sich zum Teil distanzierende und zum Teil freundliche Bemerkungen zur islamischen Religion finden. Ich werde mich fragen, was die Gründe der Abgrenzung sind.

Und das steht im Zusammenhang zum Antijudaismus? Ja. Antijudaisus ist eine Haltung im Raume der christlichen Religionen, durch die sie sich vom Judentum abgrenzen. Im 19. Jahrhundert ist das dann mit dem rassistischen Antisemitismus zusammengeflossen.

Nimmt Antisemitismus heute wieder zu?

Ausweislich der Forschungen von Wilhelm Heitmeyer hat es in einem bestimmten Bereich zugenommen und zwar, wenn eine besonders starke Kritik an der völkerrechtswidrigen Besatzungspolitik Israels im Westjordanland geübt wird.

Wie lässt sich solchen Einstellungen gegenüber Juden oder Muslimen entgegen treten?

Die, die man für „die Anderen“ hält, sollte man besser kennen lernen und es nicht bei reflexartigen Vorurteilen belassen. Dass bedeutet eine Beschäftigung mit dem Islam und auch eine Kontaktaufnahme mit Muslimen und Muslima. An der Universität ist das womöglich leichter als anderswo. INTERVIEW: NOL

■ Vortrag und Diskussion „Antijudaismus als Schlüssel für die Erklärung anti-islamischer Positionen“: 19 Uhr, Philosophenturm, Von-Melle-Park 6, Hörsaal C