Der Erstwähler

Die Sterne meinen es gut mit Jakob Laczny – pünktlich zur Bezirkswahl am 25. Mai wird er 16 Jahre alt und gehört zu den jüngsten Wählern, die je ihr Kreuz machen durften. „Ich habe mich gefreut, als ich gemerkt habe, dass ich am Wahltag Geburtstag habe“, sagt er. Und bedauert die, die später dran sind.

Die Gunst der Stunde trifft den Richtigen, denn Jakob interessiert sich tatsächlich für Politik. Besonders kritisch betrachtet er im Moment die Flüchtlingspolitik und das geplante Freihandelsabkommen. „An der deutschen Flüchtlingspolitik stört mich die Das-Boot-ist-voll-Haltung“, sagt er. „Ich würde mir mehr Gastfreundschaft wünschen, denn es gibt genug Leute, denen es dreckig geht und denen wir helfen können.“

Engagiert ist der Longboard- und Fantasy-Liebhaber seit vier Jahren im Pfadfinderbund Nord. Dort könne jeder so sein wie er will, lobt der Barmbeker, der die Stadtteilschule Winterhude besucht. Das Liedgut der Gruppe, das unter anderem Titel wie „Drei rote Pfiffe“ und „Edelweißpiraten“ enthält, zeugt von einer bewussten Auseinandersetzung mit deutscher Geschichte. Und die geht auch in Jakobs Wahlentscheidung für Sonntag ein. „Ich werde diesmal wahrscheinlich eine Kombination aus Parteien im linken Spektrum wählen“, sagt er. „Hauptsächlich geht es mir aber darum, dass Parteien wie die NPD und die AfD nicht stark werden.“

Deshalb hätte er auch gern bei der Europawahl sein Kreuz gemacht. Durch seine Fahrten nach Slowenien, Norwegen und in die Slowakei hat er viel von Europa verstanden. „Aber auch die Bezirkswahl geht uns etwas an, weil im Bezirk zum Beispiel über die Freizeiteinrichtungen entschieden wird“, sagt er. Etwas erstaunt hat ihn allerdings, dass es im Vorfeld so wenig Informationsveranstaltungen für Jugendliche gab. Gerade mal eine, im Barmbek Basch, hat er gefunden und besucht.

Seinen Geburtstag wird er nicht im Wahllokal feiern. „Ich fahre mit der Familie weg und mache Briefwahl“, sagt er.  RLO