Vattenfall gibt auf

ATOMKRAFTWERKE Der Energiekonzern Vattenfall möchte Eon die Betriebsleitung der AKWs Brunsbüttel und Krümmel überlassen. Deren geplantes Wiederanfahren verzögert sich derweil weiter

Vattenfall und Eon wollen künftig „ein höchstmögliches Maß an Zuverlässigkeit“ gewährleisten

Der Stromkonzern Vattenfall will sich aus seinen Atomkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel herausziehen. Es werde geprüft, ob stattdessen die Münchener Eon „die Betriebsführung beider Anlagen übernimmt“, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der beiden Energie-Multis. Zur Debatte steht auch ein Verkauf der Vattenfall-Anteile an Eon, das zur Hälfte an Krümmel und zu einem Drittel an Brunsbüttel beteiligt ist.

Die beiden Energieversorger wollen „partnerschaftlich“ die Möglichkeiten zur technischen, betrieblichen und wirtschaftlichen „Optimierung“ der beiden Reaktoren untersuchen, erklären sie. Insbesondere würden die „aktuellen Sicherheitsanforderungen“ und die Höhe der erforderlichen Investitionen bis Mitte nächsten Jahres analysiert.

Justizminister Erich Schmalfuß (parteilos), in Kiel auch für die Atomaufsicht zuständig, begrüßte gestern „ausdrücklich“, dass die Konzerne „eine Änderung der operativen Führung in Betracht ziehen“. Eine Bewertung könne erst erfolgen, wenn die konkreten Pläne vorliegen.

Vattenfall gilt als unzuverlässiger Betreiber von Atommeilern. Seit dreieinhalb Jahren stehen Krümmel und Brunsbüttel nach diversen Pannen still. Erst vorige Woche hatte Schmalfuß die von Vattenfall vorgesehene neue Leiterin des AKW Krümmel wegen fehlender Qualifikation abgelehnt: Sie war in der praktischen Abschlussprüfung durchgefallen. Vattenfall wollte den Meiler ursprünglich im Januar wieder anfahren – ohne Kraftwerksleitung wird es damit nichts, stellte Schmalfuß klar.

Eon und Vattenfall versichern nun, „ein höchstmögliches Maß an Zuverlässigkeit beim Wiederanfahren der Kraftwerke“ gewährleisten zu wollen. Aber erst zu einem späteren Zeitpunkt – und wohl nicht mehr unter der Regie von Vattenfall. SMV

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