fairtrade auf abwegen
: Fair muss aus der Nische raus

Der gerechte Handel wächst. Inzwischen kaufen so viele VerbraucherInnen die Fairtrade-Produkte, dass auch der Discounter Lidl und einige weitere Supermarktketten damit ihre Regale füllen. Das ist gut so. Denn je mehr KonsumentInnen wissen, was fairer Handel bedeutet, desto mehr Bauern in Costa Rica oder Kolumbien erhalten ein verträgliches Einkommen. Einige VertreterInnen des gerechten Handels sehen ihr Ideal damit allerdings in Gefahr: Ausgerechnet Lidl, das selbst für seine miesen sozialen Standards in Verruf geraten ist, soll nun für soziale Gerechtigkeit eintreten?

KOMMENTAR VON MORITZ SCHRÖDER

Tatsächlich braucht die faire Branche die Discounter nicht, um ihre Produkte zu verkaufen. Die lokalen Weltläden sind seit den 70ern das eigentliche Standbein der Fairtrade-Bewegung. Will die Branche allerdings auch in Zukunft den Bauern der so genannten Dritten Welt ein verträgliches Auskommen sichern, sollte sie sich Gedanken machen, wie sie weiter wachsen kann. Denn die Konkurrenz schläft nicht. Fairtrade ist ein Trend, den inzwischen auch Unternehmen wie Airberlin oder die Kaffeemarke Jacobs für sich nutzen.

Die Menschen, die schon heute bereit sind, gerechte Preise für ihren Kaffee zu berappen, sollten also lieber froh sein. Denn immer mehr VerbraucherInnen haben die Möglichkeit, in ihrem Supermarkt nicht nur KonsumentIn zu sein, sondern auch bewusst etwas gegen ein ungerechtes Handelssystem zu unternehmen. Damit das Transfair-Siegel nicht durch den Preisdruck des Einzelhandels vor die Hunde geht, müssen die Fair-Handelshäuser dafür sorgen, ihr Prinzip bekannter zu machen. Das Siegel kennt bisher nur rund die Hälfte der VerbraucherInnen. Wer seine Ideale pflegen will, sollte also vor Lidl keine Angst haben – vor den KundInnen auch nicht.

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