sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Am Donnerstag geht es im Mehringhof (Gneisenaustr. 2 a, 19 Uhr) um die Frage nach der Prekarisierung von Frauen. Untersucht werden soll die Rolle des Geschlechts im Marxismus. Die Veranstalterinnen meinen: „Verschärfte Abtreibungsgesetze, Proteste gegen sexuelle Vielfalt in Bildungsprogrammen, immer prekärer werdende Arbeitsbedingungen, imperialistische Kriegseinsätze und Sparprogramme machen deutlich, dass Millionen von Menschen, insbesondere Frauen, an ihrer freien Entfaltung gehindert werden.

Jedoch betreffen die Angriffe Frauen auf unterschiedliche Art und Weise, je nach ihrer Klassenposition. Frauen der Arbeiter_innenklasse werden als Frauen unterdrückt und als Lohnarbeiterinnen ausgebeutet. Kapitalistische Ausbeutung und Frauenunterdrückung sind dabei untrennbar miteinander verbunden.“ Inwieweit aber die reichen Frauen sich den im Kapitalismus zugewiesenen Rollen entziehen können, soll dabei sicher auch Thema sein. Es sprechen „Arbeiterinnen vom Einzelhandel“ und Panrico aus Barcelona.

Am Freitag wird vor dem Bundesinnenministerium (Alt-Moabit 101 d, 16 Uhr) für die Abschaffung des TSG-Gutachterverfahrens demonstriert. Seit 1980 müssen alle, die ihren zugewiesenen Vornamen und Geschlechtseintrag in ihren Amtspapieren ändern wollen, sich einem Gutachterverfahren unterziehen, in dem die Legitimität ihres Anliegens geprüft wird. Das war einst fortschrittlich – da die Legitimität eines solchen Anliegens grundsätzlich anerkannt wurde –, ist aber inzwischen nur noch hinderlich. Ein solches Gutachten tragen die Krankenkassen nicht, es ist sehr aufwendig und teuer, und es steht immer noch die Auffassung hinter dieser Anweisung, dass ein solches Gutachten nötig ist, da der Mensch ja nicht allein für sich entscheiden kann.

Am Montag wird im New Yorck im Bethanien (Mariannenplatz 2, 16 Uhr) im Antikriegscafé über asymmetrische Kriegsführung, Drohneneinsätze und Cyberwar gesprochen. So weit, so gut. Aber wer das mit dem Satz „Gemütliches Schnacken über Krieg und Militarisierung bei Kaffee und Keksen“ ankündigt, sollte vielleicht nochmal sein Thema überdenken.

Am Mittwoch schließlich feiern die Linken Buchtage ihren Auftakt mit der Vorstellung des Buches „Capricen – Momente schwuler Geschichte“ im Tante Horst (Oranienstr. 45, 19.30 Uhr). Rüdiger Lautmann wird über einen elsässischen Landgerichtsrat im Besenschrank, die Jünglingsliebe im alten Islam, das Keuschheitsgelübde eines schwulen Konfirmanden und weitere Merkwürdigkeiten aus der Homohistorie sprechen.