„Pizzlys“ am Nordpol

Klimawandel reißt Artbarrieren ein

Der Klimawandel verlangt den Tieren in der Arktis einiges ab: Laut einer wissenschaftlichen Studie finden viele Säugetiere nun nicht einmal mehr den passenden Partner, um Nachwuchs zu zeugen. Wie die britische Fachzeitschrift Nature berichtet, führt das schmelzende Eis isolierte Tiere unterschiedlicher Arten zueinander. Immer häufiger würden Hybride gezeugt, und seltene Tiere seien in ihrer Existenz bedroht.

„Das schnell schmelzende Eis im Arktischen Meer gefährdet Arten durch das Kreuzen sowie durch den Verlust des Lebensraums“, schreiben die Wissenschaftler um Brendan Kelly von der US-Behörde für Ozeane und Atmosphäre in der Studie. Im Jahr 2006 hätten Wissenschaftler einen „Pizzly“ entdeckt, eine Mischung aus Eisbär (Englisch: polar bear) und Grizzly. Im Jahr 2010 habe ein Jäger einen Bären erschossen, der eine gemischte DNA aufwies. Wie sehr sich die arktischen Tiere schon vermischt haben, ist laut Kelly noch unklar. Es gebe jedoch bereits mehrere Beispiele: So sei im vergangenen Jahr in der Barentsee zwischen Alaska und Russland eine Kreuzung aus dem Grönlandwal und dem Pazifischen Nordkaper fotografiert worden. Die Pazifischen Nordkaper, von denen es nur noch weniger als 200 Exemplare gibt, könnten den Forschern zufolge durch Kreuzungen mit dem viel häufiger vorkommenden Grönlandwal gänzlich verdrängt werden. Auch bei Schweinswalen und Seehunden sei Nachwuchs mit veränderten Chromosomen entdeckt worden. Kelly betonte, das Entstehen von Hybriden sei nicht für sich genommen etwas Schlechtes, denn das Phänomen habe maßgeblich die Evolution vorangetrieben. Eine von Menschen verursachte Kreuzung wie in diesem Fall sei jedoch meist nur von kurzer Dauer. So bestehe etwa bei der Kreuzung aus Eisbär und Grizzly für den Hybriden ein Überlebensproblem. Während der Eisbär für das Jagen von Seehunden seine guten Fähigkeiten als Schwimmer nutzen kann, kann der Grizzly nur schlecht schwimmen.

Die Forscher sprachen sich dafür aus, solche Bärenkreuzungen zu töten, so wie es bei Kreuzungen aus Wölfen und Kojoten in den USA getan wurde. Experten rechnen damit, dass es gegen Ende dieses Jahrhunderts im Sommer kein Eis mehr an der Polkappe geben wird, wenn der weltweite CO2-Ausstoß nicht drastisch reduziert wird. (afp)