amok
: Weniger Ignoranz statt Spielverbot

Ein junger Mann geht zur Schule. Seine, sagen wir, Englischlehrerin triezt ihn aus unerfindlichen Gründen, gibt ihm schlechte Noten und lässt ihn vielleicht noch durchfallen. Nach der Schule auf dem Fußballplatz teilt der Schüler seinen Freunden mit, dass die Lehrerin „sich noch umschauen wird“, weil er sie bald „plattmachen“ wird.

Kommentar von DOMINIK SCHOTTNER

Plattmachen, umschauen, um die Ecke bringen – Jugendliche, ob Junge oder Mädchen, reden so. Nicht nur manchmal, nicht immer, aber sie kennen die Wörter gut, die sie aussprechen. Zumal wenn sie frustriert sind, was gerade in der Pubertät oft eben nicht nur eine Folge der Schulnoten ist, sondern vor allem der Veränderungen, die man durchmacht auf dem Weg zur Erwachsensein.

Auf diese Veränderungen zu reagieren ist in erster Linie Aufgabe, ja Pflicht des näheren Umfelds eines jungen Menschen. Auch die Schule gehört dazu. Manche Lehrer aber unterrichten und behandeln ihre Schüler so, als hätten sie davon noch nie etwas gehört. Als sei die Schule eine Wissensmaschine ohne erzieherischen Auftrag, ein gefühlsentleerter Raum als Vorbereitung auf die böse Welt „da draußen“. Diese Lehrer sind ausdrücklich nicht für Amokläufe ihrer Schüler verantwortlich. Nicht sie legen Todeslisten an, kaufen Waffen und kündigen per E-Mail ihre Tat an. Aber sie sind es, die im Verlauf des Immer-frustrierter-Werdens bemerken müssten, wenn etwas schiefläuft. Wer täglich mit einer festen Gruppe von Menschen zu tun hat, wird später Probleme haben, zu beweisen, dass er Veränderungen nicht wahrnehmen konnte.

Ein Verbot von Videospielen hilft da nicht weiter. Mehr Zeit und weniger Ignoranz für die Stimmungen der Schüler, das wäre die Lösung.