: Neues Zuhause auf Zeit
FERIEN Besitzer wünschen sich für ihr Tier eine Urlaubsbetreuung mit Familienanschluss. Kommen Nachbarn und Freunde nicht in Frage, kann der Tierschutzbund suchen helfen
Wer keine tieraffinen Nachbarn hat, kann sich an den örtlichen Tierschutzverein oder das Tierheim wenden:
■ Die übernehmen die Koordination der Adressen und vermitteln nicht nur Urlaubsbetreuung für Hunde, sondern auch Katzen, Kaninchen oder Meerschweinchen.
■ Tierliebhaber finden sich, Kosten entstehen keine.
■ Teilnehmen kann auch, wer keinen Tausch organisieren, sondern nur eine Betreuungsstelle anbieten möchte oder lediglich einen Urlaubsplatz für die eigenen Tiere sucht.
■ Auch wer selbst kein Tier hat, aber gern eines einhüten möchte, kann sich melden. SABINE HENSSEN
Für Tierbesitzer kann die Urlaubsplanung schon mal kompliziert werden. Goldfisch, Katze oder Meerschweinchen kommen für die Zeit meist bei Freunden oder Nachbarn unter. Bei Hunden wird das schwieriger. So ging es Brigitt Courault. Der Sommerurlaub stand an und ihr Havaneser-Malteser-Mix Henri sollte in Hamburg bleiben. Eine Tierpension kam für Courault nicht in Frage. „Hundepensionen nehmen oft bis 30 Euro am Tag und dann landen die Hunde dort womöglich im Zwinger“, sagt sie. Familienanschluss sei für den Hund Henri Bedingung.
„Über unsere Hundeschule bin ich dann auf die Initiative ,Nimmst du mein Tier, nehm‘ ich dein Tier‘ aufmerksam geworden“, sagt sie. Ins Leben gerufen wurde diese Initiative vom Deutschen Tierschutzbund. Seit 20 Jahren helfen die teilnehmenden Tierheime bei der Vermittlung von Urlaubsplätzen für Haustiere. Sie bringen Tierhalter, die einen Platz anbieten mit Leute, die eine Betreuung für ihr Tier suchen zusammen – kostenlos.
So gut es geht werden Geber und Nehmer dann „gematched“, nennt Claudia Stück das. Die Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit im Hamburger Tierheim Süderstraße gibt aber zu bedenken, dass Tierhalter sich lange genug vor ihrem Urlaub melden sollten. „Denn gerade bei einem Hund muss das Kennenlernen über mehrere Male stattfinden“, sagt Stück. Vor allem dann, wenn im aufnehmenden Haushalt bereits ein Hund lebe.
Bei Goldfisch, Kaninchen oder Meerschwein sei das weniger kritisch und Katzen blieben erfahrungsgemäß häufiger Zuhause und werden dort betreut. Die Tierheime vermitteln allerdings nur den Kontakt zwischen den Haltern und ziehen sich dann raus. Ob die Kombination passt oder nicht und wie zuverlässig die Urlausbetreuer sind, müssen die Tierhalter dann selbst herausfinden.
Courault ließ sich in die Kartei des Tierheims Süderstraße aufnehmen und bekam kurze Zeit später einen Kontakt zu einem älteren Ehepaar aus ihrem Stadtteil. Deren Yorkshire-Terrier war etwa in Henris Alter und Größe. Man verabredete sich einige Male zum Spaziergang, um sich kennenzulernen und um um herauszubekommen, ob sich die Hunde verstehen. Das klappte gut und alles schien perfekt zu sein. Nur erkrankte der Besitzer des Yorkshire-Terriers und das Arrangement platzte.
„Letztendlich haben wir dann im Internet eine Hundebetreuung gefunden“, sagt sie. Und zwar über die Seite haushelden.de, die alle möglichen Dienstleistungen von Tiersittern bis zur Nachhilfe anbietet. „Da muss man dann aber mit etwa 10 bis 15 Euro Betreuungshonorar pro Tag rechnen“, sagt Courault.
Mittlerweile haben sich ihre Nachbarn den Tibet-Terrier Pelle angeschafft und die beiden Hunde sind unzertrennlich. „Henri hat Pelle sozusagen adoptiert“, sagt Courault. Und solange sich die Urlaubspläne der beiden Nachbarn nicht überschneiden, betreuen sie ihre Tiere nun gegenseitig. SABINE HENSSEN
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