DER CRASHKURS
: So putschen Sie richtig

Thailands Armee hat geputscht – weil es „nötig“ war. Sie beherrscht die hohe Kunst des Coups

Wollen Sie auch mal die Macht ergreifen, einfach so?

Thailands Armee kann das. Erst verhängte sie am Dienstag das Kriegsrecht, weil nach monatelangem Machtkampf endlich „Frieden und Ordnung aufrechterhalten“ werden müsse. Die Regierung, betonte Armeechef Prayuth Chan-ocha, bleibe im Amt. Gut 48 Stunden später, am Donnerstagabend, sah der General das anders: „Es ist nötig, dass das Kommando für die Bewahrung von Frieden und Ordnung die Kontrolle über die Regierung des Landes übernimmt“, sagte er und übernahm die Kontrolle. Schließlich gehe es darum, „den Menschen Liebe und Einheit zurückzubringen“.

Putschen nach Lehrbuch:

Kapitel eins: Zivile Regierung wird von wichtigen Kräften als illegitim bekämpft. Zwei: Bürgerkrieg oder Staatskollaps steht bevor. Drei: Retter der Nation schweben ein und entmachten alle Konfliktparteien im Interesse des Volkes – Putsch geglückt.

Wichtig: wieder gehen

Das Geheimnis des „guten Putsches“ aber ist Kapitel Vier: Die neuen Machthaber organisieren einen politischen Prozess, mit sich selbst wahlweise als Sieger in Wahlen oder als ins zweite Glied zurücktretenden Dienern. Das unterscheidet den zeitgemäßen Putsch vom plumpen Staatsstreich böser sonnenbebrillter Obristen von früher. Aber manche vergessen das oder machen andere Fehler.

Fehler eins: negativ wirken

Ägyptens General Sisi mäkelte bei seiner Absetzung Präsident Mursis am 3. Juli 2013 so sehr an Mursi herum, dass letzterem die Chance blieb, das Volk zu Frieden aufzurufen. Man sollte als Putschist sich selbst zum Versöhner erklären.

Fehler zwei: Unsinn reden

Malis Soldaten, die am 22. März 2012 putschten, erklärten als erstes, die Macht wieder abgeben zu wollen. Das verwirrt. Man sollte sich als Putschist gut überlegen, was man sagt.

Fehler drei: Krieg führen

Die Séléka-Rebellen, die am 24. März 2013 in der Zentralafrikanischen Republik die Macht an sich rissen, mussten erst blutig die Hauptstadt erobern und machten sich viele Feinde. Als Putschist sollte man den Staat verehren, nicht verwüsten.

Aber wer all dies beherzigt, dem ist als Putschist ein langes Leben sicher. DOMINIC JOHNSON