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: Am Ende erfolgreich und völlig erschöpft

HANDBALL Viel Verletzungspech, eine Achterbahnfahrt durch die Liga und trotz allem ein Pokal in der Vitrine: Am Samstag endete die Saison der Füchse Berlin

Bei den Füchsen Berlin ist man heilfroh, dass eine lange und kräftezehrende Saison endlich zu Ende gegangen ist. „Wir sind alle völlig platt“, erklärt Kapitän Iker Romero. Am Samstag, dem letzten Spieltag, kassierten die müden Füchse beim THW Kiel eine 23:37-Klatsche und machten so die Norddeutschen unfreiwillig zum deutschen Meister.

Für die Berliner war die Saison eine kleine Achterbahnfahrt. Am Ende holte man in der Liga einen guten fünften Platz, im EHF-Cup – er entspricht der Europa League im Fußball – wurde man beim Heimturnier Dritter, und nebenbei gewann man noch sensationell den DHB-Pokal. Es war der erste Pokal in der Vereinsgeschichte überhaupt. „Deshalb war es auch unsere erfolgreichste Saison“, meint Manager Bob Hanning.

Gleichzeitig plagte die Füchse eine unheimliche Verletzungsserie. Nationalspieler Sven-Sören Christophersen blieb fast die gesamte Saison über außen vor, Pavel Horak und Paul Drux verletzten sich gleich zweimal. Immer wieder fielen Leistungsträger durch die hohe Belastung aus, immer seltener trat man in Bestbesetzung an. Zeitweise ging das Team auf dem Zahnfleisch. Die Folge: hohe Niederlagen gegen Topteams und peinliche Pleiten gegen Abstiegskandidaten.

Die haben vor allem Hanning geärgert. „Bei unserer Qualität ist das nicht akzeptabel“, sagt er. „Aber trotz der Probleme hat das Team immer dagegengehalten“, fügt er hinzu. Ein größerer Kader sei finanziell nicht möglich: „Mehr Vollprofis können wir uns nicht leisten. Wir sind ja nicht konzerngesteuert.“ Deshalb wurde aus der Not eine Tugend gemacht, man stopfte die Lücken mit Jugendspielern aus dem eigenen Nachwuchs. So kam der 19-jährige Paul Drux, der eigentlich erst nächste Saison zu den Profis aufrücken sollte, schon jetzt zu diversen Einsätzen: Die Füchse haben seit Jahren den besten Nachwuchs im Lande.

Mit dem Kreisläufer Jonas Thümmler, der noch einige Anlaufprobleme hatte, und Rückraumspieler Fabian Wiede wechselten im letzten Sommer schon zwei Akteure aus der Jugend zu den Profis. Dem 20-jährigen Wiede gelingt gerade trotz Abiturstress auch der Sprung in den Nationalmannschaftskader. „Dass er das so schnell schafft, hat selbst mich überrascht“, gesteht Bob Hanning. Nächste Saison werden mit Drux und dem Rechtsaußen Willy Weihrauch erneut zwei Jugendspieler zu den Profis wechseln. „Wir setzen auf Nachhaltigkeit“, so Hanning, der genau weiß, das diese Strategie auch den einen oder anderen Punktverlust beinhaltet. Denn die Jungen zahlen hin und wieder Lehrgeld gegen Konkurrenten, die gespickt sind mit erfahrenen Kräften. Das hatte sich schon diese Saison gezeigt.

Kein Verzicht auf alte Hasen

Aber so ganz auf die alte Hasen will man ja auch nicht verzichten. „Die Jungen brauchen einen Papa“, erklärt Hanning. Deshalb hängt der 33-jährige Kapitän Iker Romero noch ein Jahr an seine Karriere dran. Eigentlich wollte der Spanier ja in seine Heimat zurückkehren. „Ich hatte sogar schon meine Wohnung gekündigt“, erzählt er. Aber nach dem überraschenden Abgang von Christophersen nach Hannover entstand plötzlich eine Vakanz im Rückraum. „Da der Markt nichts hergab, war das die beste Lösung“, glaubt Hanning.

So ändert sich der Kader der Füchse in der neuen Saison gar nicht so stark. Und die Ziele bleiben gleich. „Wir wollen es noch mal machen“, sagt Hanning und spielt auf den errungenen Titel an. Nur im EHF-Pokal würde man dann schon gerne das Finale erreichen. Das Halbfinal-Aus vor eigener Kulisse gegen die Ungarn aus Szeged tat sehr weh.

„Wir hatten darauf gebaut, dass wir das Finale erreichen“, sagt Hanning. Dem Pokalsieg hätte der erste internationale Titel folgen können. Den möchte man nun nächste Saison holen. Trainer Dagur Sigurdsson weiß: „Wenn alle fit sind, können wir jeden schlagen.“ NICOLAS SOWA