Betr.: kinotaz nord

A

Adams Äpfel Dänemark 2005, R: Anders Thomas Jensen, D: Ulrich Thomsen, Mads Mikkelsen

„Ivan ist Landpfarrer in einem kleinen dänischen Kaff. Er ist der überzeugte Gutmensch und betreut immer wieder Schwerverbrecher zur Resozialisierung in seiner Kirche. Dazu gesellt sich Adam, ein überzeugter Neonazi. Alle Zöglinge müssen sich einer besonderen Aufgabe stellen. Adam entschließt sich, von dem im Garten stehenden Apfelbaum einen Kuchen zu backen. Doch das ist gar nicht so einfach. Hervorragende Charaktere in einer Mischung aus Action und schwarzem Humor. Eine bitterbös erzählte Fabel um den religiösen Glauben. Wobei Jensen meint, dass Fabeln interessanter sind als die wirkliche Welt. Selbst von den dänischen Pastoren gab es einen Preis. Wer diese Art von Filme mag ist gut unterhalten.“ (kinokai) HB, HH

Adult Playground Deutschland 2006 R: Anna-Lu Masch, Mario Bergmann, Stefan Weisfeld

„Der neue Bremer Tanzfilm der jungen Filmemacher ‚movinapes‘, Anna-Lu Masch, Mario Bergmann und Stefan Weisfeld. Mit großer Besetzung bestehend aus Tänzern und Schauspielern aus Bremen und ganz Deutschland wirft der Film tänzerisch Fragen über Verhalten und Wirken der in die glitzernde Märchenwelt einer Disko abgetauchten Großstädter auf. Bunte Scheinwerfer, laute Musik und schweißnasser Tanz gehören dabei zum ‚Spiel der Erwachsenen‘.“ (bremerfilmkunsttheater) HB

Als das Meer verschwand Neuseeland/Großbritannien 2004, R: Brad McGann, D: Matthew MacFadyen, Miranda Otto

„‚Als das Meer verschwand‘ rollt eine tragische Familiengeschichte auf wie einen vertrackten Kriminalfall. Ein erfolgreicher Fotograf kehrt nach dem Tod seines Vaters nach Neuseeland zurück und wird beim Versuch, in seiner Heimat neu anzufangen, mit der eigenen Kindheit konfrontiert. Ruhig und konzentriert beobachtet Regisseur und Drehbuchautor Brad McGann den spröden und verschlossenen Helden bei seinem schmerzhaften Selbstfindungsprozess und zieht den Zuschauer dabei immer tiefer in ein tödliches Drama hinein.“ (Der Spiegel) HB, HH, KI

B

Baron Blood Italien/ Deutschland, 1972, R: Mario Bava, D: Elke Sommer, Joseph Cotten / englische Fassung ohne Untertitel

„Bava zaubert mit Augenzwinkern barocke Bilder und die buntesten Lichteffekte aus der Trickkiste. Außerdem glänzt ‚Gli orrori del castello di Norimberga‘ (so der Originaltitel) mit einer bemerkenswerten Elke Sommer, die in jeder Szene ein neues, cooles Siebziger-Outfit trägt und irgendwann aus dem Schreien gar nicht mehr raus kommt. Ein Gruselfilm mit höchstem Spaßfaktor.“ (b-movie) HH

Beijing Bicycle China/Frankreich 2001, R: Wang Xiaio-Shuai, D: Cui Lin, Li Bin / Originalfassung mit Untertiteln

“Guel ist entschlossen, es in Peking zu etwas zu bringen. Ein Kurierdienst stellt ihm ein Rad zur Verfügung, das ihm jedoch gestohlen wird. Der Gymnasiast Jian wird es kaufen und für sein größtes Glück halten: Nur mit einem Fahrrad kann Jian mit seinen reichen Mitschülern mithalten. Als Guel sein Rad durch einen Zufall wiederentdeckt, entbrennt ein Kampf, der symptomatisch für die veränderte Gangart in der chinesischen Boomtown ist: Die Lebensgrundlage des einen ist dem anderen als Statussymbol unentbehrlich. Weit entfernt von Schuldzuweisungen, doch mit schonungsloser Folgerichtigkeit, erzählt ‚Beijing Bicycle‘ von einem Leerlauf der Gefühle, der nichts als Zerstörung hinterlässt.“ (tip) HH

Der Blaumilchkanal Deutschland/Israel 1969 R: Ephraim Kishon, D: Bomba Zur, Nissim Azikri

“Ein harmloser Geisteskranker reißt mit Hilfe eines gestohlenen Preßlufthammers die meistbefahrene Straße Tel Avivs auf, was einen heftigen Streit rivalisierender Behörden auslöst. Am Ende wird die Katastrophe in ein durchdachtes Werk zum Wohle der Stadt umfunktioniert. Nach der gleichnamigen Novelle vom Autor selbst gedrehte Satire mit vielen Längen; nur streckenweise erheiternd.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Blow-Up Großbritannien 1966, R: Michelangelo Antonioni, D: David Hemmings, Vanessa Redgrave / Originalfassung mit Untertiteln

“,Blow Up‘ ist die erste Produktion des Regisseurs außerhalb seiner italienischen Heimat. Der Film erzählt in den grellen Farben und Bildern der Pop-Art eine eigentümliche Kriminalgeschichte, in der es zwar ein Opfer, aber offensichtlich keinerlei Interesse am Täter gibt. Dieser schöne, bis zuletzt spannende Streifen zeichnet auch ein stimmiges und überaus lebendiges Bild der Londoner Beat-Generation.“ (tip) HH

Bonnie und Clyde USA 1967, R: Arthur Penn, D: Warren Beatty, Fay Dunaway, Gene Hackman

“Die abenteuerliche und tragisch endende Geschichte eines Gangsterpaares im amerikanischen Südwesten der 20er Jahre, von Arthur Penn mit formalem Geschick und doppelbödigem Sarkasmus inszeniert: Bonnie und Clyde, zwei einfache junge Leute aus der Provinz, erfüllen sich ihren Traum von Freiheit und Reichtum, indem sie jenseits von ‚Recht und Ordnung‘ einen aussichtlosen Kampf gegen die staatlichen Autoritäten führen – wodurch sie unversehens zu Volkshelden avancieren. Ausgehend von tatsächlichen Ereignissen entwikkelt Penn seine Außenseiter-Ballade zum Spiegelbild amerikanischen Bewußtseins in den 60er Jahren; der Mythos des „guten Gangsters“ wird beschworen und zugleich einer kritischen Revision unterzogen.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Borat USA 2006, R: Larry Charles , D: Sacha Baron Cohen, Pamela Anderson

„Das Kultusministerium von Kasachstan beauftragt den Reporter Borat Sagdiyev, den Lifestyle der US-Amerikaner zu studieren und nach Osteuropa zu importieren. Obwohl er sich dort aufführt wie ein Neandertaler auf Crack und rassistische Sprüche en masse absondert, findet er immer noch Amis, die peinlicher sind als er. Dem britischen Komiker Sacha Baron Cohen, besser bekannt als Ali G., ist kein Auftritt zu grotesk. Vor laufender Kamera stürzt er sich auf vermeintlich aufrechte Amerikaner, die dem Pseudo-Reporter ihre wahren Fratzen zeigen: als fanatische Christen, Schwulenhasser, Rednecks, College-Chauvis und vermeintlich liberale Bildungsbürger. So entsteht ein unfassbar absurdes Panoptikum – rasend lustig und schmerzlich authentisch zugleich.“ (Cinema) DEL, H, HB, HH, HL, KL, OL

C

Cars USA 2006, R: John Lasseter

„Animationsfilm um ein egozentrisches Rennauto, das in einer kleinen Stadt abseits jeden Trubels die wahren Werte des Lebens kennen lernt. Sofern man von der CGI-Komödie kein ununterbrochenes Gagfeuerwerk erwartet, offenbaren sich die Schönheiten dieses Films: der feine Witz im Detail und vor allem der ungeheuer liebevolle Blick auf ein längst verloren geglaubtes Stück Americana, das im 50er-Jahre-Design eines Städtchens an der Route 66 fröhliche Urstände feiert.“ (tip) H, HB, HH, OL

Casino Royale USA 2006, R: Martin Campbell, D: Daniel Craig, Dame Judi Dench

„Was haben die Kritiker und Fans Neu-Bond Daniel Craig im Vorfeld malträtiert: Er sei zu blond, zu unsympathisch und unerfahren. Aber spätestens jetzt dürften diese Stimmen endgültig verstummen. Denn der 38-Jährige Brite gibt dem berühmtesten Geheimagenten der Welt etwas zurück, was ihm in den letzten Filmen zunehmend fehlte: Eine Seele, wenn auch eine sehr dunkle. Mit knallharten Actionsequenzen und einer brutal-unterkühlten Atmosphäre gelang ‚Goldeneye‘-Regisseur Martin Campbell eine adrenalintreibende Wiederbelebung des beliebten MI6-Agenten, der zuletzt immer mehr zu einem hochgerüsteten Comic-Helden mutierte. An die Stelle des aalglatten Gentleman-Agenten tritt nun ein grimmiger Weltenretter mit Ecken und Kanten – erstklassig verkörpert von Hauptdarsteller Daniel Craig: ‚Einen Wodka Martini.‘ ‚Geschüttelt oder gerührt?‘ ‚Mir doch scheißegal.‘ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Children of Men USA/Großbritannien 2005, R: Alfonso Cuarón, D: Clive Owen, Michael Caine

„‚Children of Men‘ beschreibt die Zukunft, wie sie erschreckender kaum sein könnte: Im Jahr 2027 gibt es keine Kinder mehr auf der Erde, die Menschen sind schon lange unfruchtbar, weltweit regieren Angst, Terror, Chaos. Der resignierte Angestellte Theo hat sich mit dem sicheren Untergang mehr oder weniger abgefunden, bis ihn eine Rebellenorganisation bittet, ein schwarzes Mädchen , das die Hoffnung der ganzen Welt in seinem Bauch trägt, zu beschützen. Mit schwindelerregendem Tempo und spektakulärer Kameraführung jagt Regisseur Alfonso Cuarón (‚Y tu Mamá también‘) den Zuschauer in dem sehr sehenswerten Film durch seine finstere wie realistische Version der Apokalypse, ohne dass je eine Sekunde zum Luftholen bliebe.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, KI, OL

D

Departed: Unter Feinden USA 2006, R: Martin Scorsese , D: Leonardo DiCaprio, Jack Nicholson

Was für ein düsteres Ende! Mit der Unausweichlichkeit einer griechischen Tragödie wird hier eine Geschichte abgeschlossen. Keinem der Protagonisten werden Rettung oder Vergebung gegönnt. Martin Scorsese ist der nihilistischen Essenz der Vorlage „Infernal Affairs“ treu geblieben, ohne dabei den Stil des Actionfilms aus Hongkong zu kopieren. Und in den Dialog lauert immer ein boshafter Witz, der aber nie zynisch wird, weil Scorsese bei aller Virtuosität bei der Inszenierung nie die Charaktere aus den Augen verliert. Darum verirrt sich der Zuschauer nie im labyrinthischen Plot. “Departed“ ist als Genrefilm extrem spannend und unterhaltend, aber er hat auch jenen ästhetischen Mehrwert, der die Klassiker von den nur gute gemachten Filmen unterscheidet. (hip) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Der die Tollkirsche ausgräbt Deutschland 2005, R: Franka Potente, D: Teresa Harder, Max Urlache

„Charmant-verspielte Stummfilmpersiflage, die von einer Liebesgeschichte anno 1918 über historische und mediale Grenzen hinweg erzählt. Zur Rettung vor der Zwangsheirat mit einem tumben Kriegsgewinnler muss die Heldin tief in die Zauberkiste greifen, und der Kintopp hilft ihr nach Kräften mit wabernden Nebeln, unheimlichen Doppelbelichtungen und surrealen Montagen. Der Schauspielerin Franka Potente gelingt ein Regiedebüt von sympathischem Eigensinn, das mit seinem halblangen Format von 43 Minuten Länge dramaturgisch allerdings etwas zwischen den Stühlen sitzt.“ (tip) HB, HH

Deutschland. Ein Sommermärchen Deutschland 2006, R: Sönke Wortmann

„Die Spiele, die Euphorie, die Tore, die Partys: Wer die Magie, die sich während der Fußball-Weltmeisterschaft über ganz Deutschland legte, noch einmal spüren möchte, für den ist dieser Film ein Muss. Was Wortmann und sein Co-Kameramann Frank Griebe (‚Das Parfum‘) einfingen, ist mit nichts zu vergleichen, was über die Fernsehsender an die Öffentlichkeit gelangte. Dies ist der ungefilterte Blick auf einen Haufen sympathischer Jungs im Abenteuerland, das gefilmte Protokoll eines Unterfangens, das nach außen zwar staatstragende Züge hat, hinter den Kulissen aber mitunter an die Stimmung bei einer Klassenfahrt erinnert.“ (Cinema) H, HB, HH, HL, OL

E

Eden Deutschland/Schweiz 2005, R: Michael Hofmann, D: Josef Ostendorf, Charlotte Roche

„Konzentrierter und unterhaltsamer Film über die kulinarische Affäre einer verheirateten Kellnerin in einem Kurort im Schwarzwald. Geprägt vom Respekt vor der filmischen Unerreichbarkeit seines Gegenstandes, den Gaumenfreuden beim Essen, gelingt Regisseur Michael Hofmann auf heitere Art eine ähnliche Intensität wie in seinem Erfolg ‚Sophiiie!‘.“ (tip) H, HH, KI

Eine unbequeme Wahrheit USA 2006, R: Davis Guggenheim

„Seit 1989 zieht Al Gore mit einem Vortrag durch die Lande, mit dem er sein Publikum für die Gefahren der ‚Globalen Erwärmung‘ sensibilisieren will. Dieser Vortrag ist das Kernstück von ‚An Inconvenient Truth‘, einem politischen Dokumentarfilm, der als Vervielfacher der Botschaft fungiert und aus dem Zuschauer/Zuhörer einen unmittelbar Handelnden machen will. Guggenheim und Gore nutzen das Kino selbstbewußt und offensiv als moralische Anstalt, in dem festen Glauben an die demokratische Utopie, dass Veränderungen diskursiv durchgesetzt werden.“ (tip)H, HB, HH,OL

Ein Freund von mir Deutschland 2006, R: Sebastian Schipper, D: Daniel Brühl, Jürgen Vogel

„Es kann keine größere Auszeichnung für den deutschen Film geben, als wenn sich unsere linksrheinischen Kinogötter zu dem Befund hinreißen lassen, es gebe im Lichtspielwesen neuerdings eine Nouvelle Vague Allemande. Der Film ‚Ein Freund von mir‘ von Sebastian Schipper nährt aufs Schönste den Verdacht, die Franzosen hätten womöglich recht. Wie sich in diesem Roadmovie, das kein Roadmovie ist, eine Freundschaft entwickelt, die keine Freundschaft ist, und eine Liebe knospt, deren Blüte eher unwahrscheinlich ist: Das hätten wir dem deutschen Film vor ein paar Jahren nicht zugetraut.“ (Die Welt) H, HB, HH, HL,

OL

Ein gutes Jahr USA 2006, R: Ridley Scott, D: Russell Crowe, Marion Cotillard

„Einmal mehr arbeitet Ridley Scott mit dem australischen Schauspieler Russell Crowe zusammen, doch anstatt eines römischen Kriegers gibt Crowe diesmal einen erfolgsverwöhnten Broker, der sein Leben ganz der Arbeit verschrieben hat. Doch dann erbt er von einem Onkel ein Weingut in der Provence. Die Landschaft, der Wein und eine schöne Nachbarin sorgen dafür, dass sein Leben eine neue Richtung nimmt. Der Stoff von ‚Ein gutes Jahr‘ ist nicht gerade originell – doch die handwerklich perfekte Umsetzung und ein gut aufgelegtes Schauspieler-Ensemble habe dafür gesorgt, dass daraus ein schöner Unterhaltungsfilm geworden ist.“ (Rheinischer Merkur) DEL, H, HB, HH, KL, OL

Elsa & Fred Spanien 2005, R: Marcos Carnevale, D: Manuel Alexandre, China Zorrilla

“Elsa ist eine 82-jährige, impulsive Argentinierin voller Lebensfreude. Seit ihrer Jugend träumt sie davon, im Fellini-Klassiker ,La Dolce Vita‘ anstelle von Anita Ekberg im Brunnen zu stehen und schließlich findet sie den potentiellen Part für die männliche Rolle in ihrem neuen Nachbarn Alfredo. ,Elsa & Fred‘ ist ein erfrischend lebendiges Plädoyer an die Liebe, selbst dort, wo sie nimmermehr zu erwarten ist. Schön ist es, einmal zu sehen zu bekommen, dass ,die Alten‘ eben doch erwachsen sind.“ (movie-college.de) HB

F

Der Fluch – The Grudge 2 USA 2006, R: Takashi Shimizu, D: Amber Tamblyn, Teresa Palmer

„Mordlüsterne Gespenster in einem Haus in Tokio: Bei nur zehn Millionen Dollar Produktionskosten spielte der Vorgänger satte 143 Millionen ein – also müssen die Geister noch mal ran. Zur Handlung: Die junge Amerikanerin Aubrey (Amber Tamblyn, ‚Ring‘) fliegt nach Japan, um herauszufinden, was mit ihrer Schwester Karen (Sarah Michelle Gellar) passiert ist. Mit Hilfe eines Journalisten (Edison Chen) versucht sie, das Geheimnis des mysteriösen Hauses zu lüften.“ (Cinema) DEL, H, HB, HH, KL, OL

Flutsch und weg USA 2006, R: Henry Anderson, David Bowers, Sam Fell

Die eingebildete Hausmaus Roddy St. James muss erst durch die Toilette in die Kanalisation gespürt werden, um dort durch die freche Girliemaus Rita zu erkennen, dass es ein Rudeltier ist und nichts in einem einsamen Käfig verloren hat. All das eklige Getier: die Mäuse, Ratten, Fliegen, Frösche, Kröten und Schnecken werden hier zu Helden. In einer parallelen Unterwelt hat sich das Ungeziefer in der Kanalisation eine Miniaturausgabe von London gebaut, in der die Towerbridge, der Piccadilly-Circus und noch viele andere Sehenswürdigkeiten aus Abfall zusammengebastelt wurden. Bei diesem Film begeistert besonders der Witz im Detail: die vielen Anspielungen, die von Filmzitaten aus African Queen und James Bond bis zu Kafka und Marcel Marceau reichen. Die Mischung aus Claymotion und Computeranimation wirkt wie aus einem Guss und die einzelnen Figuren sind so einfallsreich entworfen, dass jedes Tierchen seine unverwechselbare Persönlichkeit hat. Wer kann noch ruhigen Gewissens eine Mausefalle aufstellen, nachdem er diesen Film gesehen hat? (hip)

DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

G

Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe Italien 1969, R: Dario Argento, D: Tony Musante, Eva Renzi, Mario Adorf

„In einer schicken Kunstgalerie versucht eine schwarz gekleidete Person, die Galeristin brutal zu erstechen. Autor Sam Dalmas wird Zeuge der rätselhaften Szene. Im Polizeiverhör kann er die Frage, was er genau gesehen hat, nicht beantworten. Irgendwas stimmt nicht mit dem Bild in seiner Erinnerung. Dario Argentos packendes Filmdebüt wurde zum unerwarteten Erfolg. Frisch, gewagt, stylisch und immer noch einer seiner Besten. (b-movie) HH

Goyas Geister Spanien/USA 2006, R: Milos Forman, D: Javier Bardem, Natalie Portman, Stellan Skarsgård

„Tragische Dreiecksgeschichte um den Hofmaler Goya, seine Muse Inés und den Inquisitor Lorenzo vor dem Hintergrund zunächst der Herrschaft der katholischen Könige und dann der Besatzung durch die napoleonischen Truppen. Aus dem historischen Stoff hat Altmeister Forman einen spannungsreichen, erzählerisch allerdings etwas überladenen Film gemacht über die zwangsläufige Brutalität jeder Weltanschauung mit universellem Geltungsanspruch, sei es der Glauben oder die Vernunft.“ (tip) H, HB, HH, HL, KL, OL

H

Happy Feet Australien/USA 2006, R: George Miller

„Das Animationsmusical ‚Happy Feet‘ erzählt vom jugendlichen Kaiserpinguin Mumble, der sich anders als seine Artgenossen nicht durch Gesang, sondern durch Stepptanz ausdrückt. Während die melodramatische Geschichte vom Außenseiter, der am Ende die Gemeinschaft rettet, letztlich der Konvention verhaftet bleibt, bieten die per Motion-Capture aufgenommenen originellen Choreographien einigen Unterhaltungswert, und auch der Humor kommt in den Szenen mit den fünf frechen Adelie-Pinguinen, die Mumble auf seiner Reise durch die Antarktis beleiten, nicht zu kurz.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Das Hochzeitsbankett Taiwan/USA 1993, R: Ang Lee, D: Winston Chao, May Chin / Origginalfassung mit Untertiteln

“Der gebürtige Taiwanese Wai Tung wagt nicht, seinen Eltern einzugestehen, dass er mit seinem Freund Simon zusammenlebt. Um auch den Wunsch der Eltern zu erfüllen, will er eine Scheinehe eingehen. Doch als die Eltern aus Taiwan einreisen, droht der Schwindel aufzufliegen. Eine turbulente Komödie voller irrwitziger Situationen, wie sie durch Tradition, Tabus und Familienpflichten entstehen können.“ (film.de) HH

Hotel Deutschland/Österreich 2004, R: Jessica Hausner Franziska Weisz, Birgit Minichmayr

“Eine junge Frau tritt eine Stelle als Empfangsdame in einem einsamen Grandhotel an. Schon bald merkt sie, dass in dem in einem düsteren Wald gelegenen Ort nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Als sie erfährt, dass ihre Vorgängerin auf mysteriöse Weise verschwand, wächst das Gefühl der Bedrohung. Der atmosphärisch dichte, vielschichtige Horrorfilm nutzt Konventionen des Genres und reflektiert sie, wobei er nicht auf Schock, sondern auf Verunsicherung und Verstörung setzt. Stilistisch präzise komponiert, verschmelzen Alltagsbilder einer repressiven Gesellschaft anspielungsreich mit der geheimnisvollen Atmosphäre eines Grimmschen Märchens.“ (filmdienst) H

I

Ice Cream, I Scream Türkei - 2006 R: Yüksel Aksu, D: Turan Ozdemir, Nejat Altinsoy / Originalfassung mit Untertiteln

„Ali ist Eisverkäufer in der türkischen Kleinstadt Mugla. Er hasst die großen westlichen Eiscremekonzerne, die eine heftige Konkurrenz für die kleinen Eisläden darstellen. Deshalb hat sich Ali eine neue Strategie ausgedacht. Um sein Eis besser verkaufen zu können, fährt er mit seinem gelben Motorrad in die benachbarten Dörfer. Als während einem Kundengespräch sein Fahrzeug mit der gesamten Eisladung gestohlen wird, macht er sich auf einen Rachefeldzug gegen die Giganten der Eiscremeindustrie. Der türkische Regisseur Yüksel Aksu lebt selbst in Mugla. Seine Komödie über den kleinen Kaufmann, der der globalen Weltwirtschaft den Krieg erklärt, wurde mit einheimischen Laiendarstellern besetzt.“ (lycos.de) H, HB, HH

J

Jackass: Nummer Zwei USA 2006, R: Jeff Tremaine, D: Johnny Knoxville, Bam Margera

„Weitere Folge von ‚Jackass‘-Episoden als Nummernrevue, die der zweifelhafte Medienstar Johnny Knoxville nach dem Prinzip größtmöglicher Selbsterniedrigung und schmerzhafter Grenzüberschreitungen initiiert. Absichtsvoll geschmacklos, brutal, infantil und widerlich, ist der Film in erster Linie erschreckend öde und ermüdend.“ (filmdienst) H, HB, HH, KI, OL

Jagdfieber USA 2006, R: Anthony Stacchi, Roger Allers, Jill Culton

„Der Computeranimationsfilm ‚Jagdfieber‘ erzählt vom zahmen und bequem bei der Rangerin Beth lebenden Grizzlybären Boog, der dank der unseligen Aktivitäten des chaotischen und dauerquasselnden Hirschs Elliot in die Wildnis gerät und sich dort irgendwie zurechtfinden muss. Doch die wirklich gelungenen Gags sind eher rar gesät, und auch die finale Auseinandersetzung der Tiere mit ballerfreudigen Jägern fällt enttäuschend unoriginell aus.“ (tip) DEL, H, HB, HH, HL, KL, OL

K

Karajan! Carmen Deutschland 1967, R: François Reichenbach, D: Grace Bumbry, John Vickers

„Georges Bizets berühmte Oper als zweieinhalbstündige Aufzeichnung der Salzburger Festspiele von 1967, bei der Stardirigent Herbert von Karajan die gefeierte afroamerikanische Mezzosopranistin Grace Bumbry dirigiert.“ (Kino.de) H, HB, HH, HL, OL

L

La vie promise Frankreich 2002, R: Olivier Dahan, D: Isabelle Huppert, Pascal Gregory / Originalfassung mit englischen Untertiteln

„Ein kluges Roadmovie, das nicht auf plumpe Action se differenzierter Musik und wenigen, aber überzeugende Stimmung erzeugt. Das Lebensdrama des gefallenen Flucht und absurden Suche schrittweise ans Licht.“ (Bremer Filmkunsttheater) H, HB

Das Leben der Anderen Deutschland 2005, R: Florian Henckel von Donnersmarck, D: Ulrich Mühe, Sebastian Koch

„‚Das Leben der Anderen‘ ist ein weiterer von den deutschen Filmen in diesem Frühjahr, die von jungen Regisseuren mit einer ganz erstaunlich komplexen und reifen Erzählhaltung inszeniert werden. Florian Henckel von Donnersmarcks Debütfilm handelt von einem Theater-Regisseur, der 1984 in der DDR von der Staatssicherheit beobachtet wird. Doch der heimliche Held des Films ist ausgerechnet der Stasi-Hauptmann, der diese Überwachun USA 2006, R: Oliver Stone, D: Nicolas Cage, Michael Penag leitet und sich langsam in einen Schutzengel für den Künstler verwandelt. Mit großem Ernst und Inspiration inszeniert, hat diese Geschichte nichts von der Ost-Nostalgie anderer Filme über die DDR, stattdessen ist dieses Drama zugleich hochpolitisch und mit Mitgefühl erzählt.“ (hip) H, HH, KL

Der letzte Zug Deutschland 2006, R: Joseph Vilsmaier, Dana Vávrová, D: Gedeon Burkhard, Lale Yavas

„Berlin, Frühjahr 1943: Zum Geburtstag soll der Führer ein ‚judenfreies Berlin‘ bekommen. Die Gestapo geht daran, die wenigen noch verbliebenen Juden am Bahnhof zusammenzutreiben, in Viehwaggons zu laden und Richtung Auschwitz zu deportieren. Der neue Film von Joseph Vilsmeier spielt größtenteils in einem dieser Waggons und zeigt, wie eine bunt zusammengewürfelte Gruppe unter den höllischen Bedingungen des Transports ums Überleben kämpft. Trotz seiner starken Geschichte krankt der Film daran, dass er seine Figuren stark typisiert; zudem setzt Vilsmeier auf Rührseligkeit und melodramatische Effekte, statt den historischen Stoff wirklich ernst zu nehmen.“ (Rheinischer Merkur) HH

Little Miss Sunshine USA 2006, R: Jonathan Dayton, Valerie Faris, D: Abigail Breslin, Greg Kinnear

„Eine schrullige amerikanische Familie, deren Mitglieder mehr oder weniger an unterschiedlichsten Varianten des ‚Amerikanischen Traums‘ gescheitert sind, reist in einem klapprigen VW-Bus quer durch die USA, damit die kleine Tochter an einem Schönheitswettbewerb teilnehmen kann. Eine wunderbar einfallsreiche Komödie in Form eines subversiven Road Movie, das ein sympathisches Hohelied auf die Familie anstimmt und vor allem auch durch die hervorragenden Darsteller vorzüglich unterhält.“ ( filmdienst) H, HB, HH, HL, KI, OL

M

Madame Bovary Frankreich 1990, R: Claude Chabrol, D: Isabelle Huppert, Christophe Malavoy/ Originalfassung mit englischen Untertiteln

„Die Geschichte der Emma Bovary, die an der Diskrepanz zwischen ihren Sehnsüchten und der provinziellen Enge ihres Lebens zerbricht. Eine formal ansehnliche Verfilmung des klassischen Romans von Gustave Flaubert, die jedoch weitgehend die dichterische Kraft und den Reichtum der literarischen Vorlage verfehlt.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Madeinusa – Das Mädchen aus den Anden Peru/Spanien 2005, R: Claudia Llosa, D: Magaly Solier, Yiliana Chong / Originalfassung mit Untertiteln

„‚Madeinusa‘ spielt in einem entlegenen Dorf in Peru und beschreibt, wie Ostern zur Orgie wird. Weil Jesus zwischen Tod und Auferstehung nichts sehen könne, sei den Menschen in dieser Zeit nahezu jede Sünde erlaubt, glauben die Bewohner - eine Sichtweise, die viel für sich hat. Die Regisseurin Claudia Llosa, 30, Nichte des Schriftstellers Mario Vargas Llosa, führt den Zuschauer durch eine so brutale wie skurrile Welt, beschreibt deren Rituale und Traditionen voller Respekt und mit sinnlicher Präzision. Hierfür erhielt sie im Oktober den Kritikerpreis beim Filmfest Hamburg. Unaufgeregt, spannend und humorvoll erzählt sie vom Befreiungskampf einer Frau , die ihr Schicksal beherzt in die eigenen Hände nimmt.“ (Der Spiegel) HH

Mañana al mar Deutschland / Spanien 2006, R: Ines Thomsen / Originalfassung mit Untertiteln

„Ines Thomsen hat mit ihrer liebevollen Beobachtung älterer Menschen am Strand von Barcelona mit der Kamera ein starkes, von Zuneigung, Respekt, Humor und Würde geprägtes Denkmal gesetzt für eine Positive Lebenshaltung über alle Alters- und Schönheitstrends hinweg. Sie vermittelt den Zuschauern die zuversichtliche Einstellung ihrer Protagonisten und läßt uns teilhaben an deren alltäglichen Leben am Strand, das uns so besonders erscheint.“ (choices) HH

Marie Antoinette USA 2006, R: Sofia Coppola, D: Kirsten Dunst, Jason Schwartzman

„Porträt der französischen Königin Marie Antoinette von ihrer Verlobung mit dem Dauphin und späteren König Ludwig XVI. bis hin zur Flucht des Paares aus Paris während der französischen Revolution. Regisseurin Sophia Coppola blendet soziale und politische Zusammenhänge aus und lässt sich ganz auf die subjektive Sicht ihrer Hauptfigur ein, die sich mit Kauforgien, Partys und einer schalen Affäre aus der Langeweile und der strengen Etikette flüchtet. Ohne selbst in Oberflächlichkeiten zu erstarren, werden dabei konsequent die Grenzen der dekadenten höfischen Welt reflektiert.“ (filmdienst) DEL, H, HH

Die Marquise von O. Deutschland/Frankreich 1975, R: Eric Rohmer, D: Edith Clever, Bruno Ganz

„1799: Eine schuldlos von einem russischen Grafen geschwängerte Marquise wird, nachdem ihr Zustand ruchbar geworden ist, von den Eltern des Hauses verwiesen. Heinrich von Kleists Novelle wurde in Eric Rohmers sensibler Verfilmung zum demonstrativen Gegenteil eines sentimentalen Dramas. Mit Sinn für die Absurdität der Geschichte legt Rohmer die ironische Moralkritik der Vorlage bloß, um daraus ein heiteres Plädoyer für die praktizierte Menschlichkeit jenseits bürgerlicher Konventionen zu entwickeln.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Morgen, Findus, wird’s was geben Schweden / Dänemark / Deutschland 2005, R: Jørgen Lerdam, Anders Sørensen

„Es weihnachtet sehr im winterlichen Schweden, wo der alte Pettersson schwer damit beschäftigt ist, pünktlich zum Fest einen automatischen Weihnachtsmann für seinen kecken Kater Findus zu erfinden, denn der will nie wieder Weihnachten feiern, wenn der Weihnachtsmann nicht persönlich vorbeikommt. Zwar wurden unter der Regie von Jørgen Lerdam und Anders Sørensen Erzähl- und Animationsstil der ersten beiden Kinder-Cartoons geglättet und perfektioniert, aber wie immer bestehen die Helden auch dieses Kino-Abenteuer um Freundschaft und Hilfsbereitschaft mit Bravour und sorgen für herzerwärmendes Vorweihnachtsvergnügen.“ (Der Spiegel) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Mutter Küsters Fahrt zum Himmel Deutschland 1975, R: Rainer Werner Fassbinder, D: Brigitte Mira, Ingrid Caven

„Das Schicksal einer Witwe, deren Mann aus Empörung über angekündigte Massenentlassungen seinen Chef und sich selbst umgebracht hat, wird für Presse-, Reklame-, Partei- und Anarchisteninteressen schamlos ausgebeutet. Ein rigoros durchkonstruiertes Lehrstück über den Egoismus der Menschen, ihre Unfähigkeit zu solidarischem Handeln und die Verführbarkeit der Arglosen.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

O

Oh, wie schön ist Panama Deutschland 2006, R: Martin Otevrel

„Erste Verfilmung des Klassikers von Janosch über den kleinen Tiger und den kleinen Bär, die sich auf die Reise nach Panama machen, um festzustellen, dass es nirgends schöner ist als daheim. Sehr eng hält sich Regisseur Martin Otrevel (Janosch-erfahren mit ‚Papa Löwe und seine glücklichen Kinder‘) bei der ersten Verfilmung der längst zum Klassiker avancierten Kindergeschichte von Janosch aus dem Jahr 1978 an die Vorlage. Der Film besticht durch seine absolut kindgerechte Erzählung und den zeitlosen Charme der Figuren und Geschichte. Als Sprecher für die Hauptfiguren konnten die Top-Stars Til Schweiger und Anke Engelke gewonnen werden, die u.a. von den Comedians Mirko Nontschew und Ralf Schmitz unterstützt werden.“ (Blickpunkt:Film) H, HH

P

Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders Deutschland 2006, R: Tom Tykwer, D: Ben Whishaw, Dustin Hoffman

Tykwer hat das Paris des 18. Jahrhunderts in grandiosen Bildern lebendig werden lassen. Aber die Geschichte, die er erzählt, bleibt düster und brutal. Er hat auch einen verschwenderisch ausgestatteten Kostümfilm inszeniert, in dem 1000 Komparsen sich bei der Hinrichtungsszene die Kleider vom Leib reißen und sich orgiastisch miteinander vergnügen. Nicht nur bei dieser Sequenz, die Tykwer weder prüde noch obszön inszenierte, erweist er sich als ein stilsicherer Filmemacher, der so kreativ ist, dass er auch bei solch einer aufwendigen Literaturverfilmung seine eigene Duftmarke nicht verliert. (hip) H, HB, HH, HL,OL

The Pianotuner Of The Earthquakes England/Deutschland/Frankreich 2005, R: Brüder Quay, D: Gottfried John, Amira Casar / Originalfassung mit Untertiteln

„Ein finsterer Wissenschafter erweckt eine Opersängerin, die er entführt und getötet hat, zu neuem Leben, um mit der Untoten eine teuflische Oper zu inszenieren. Ein Klavierstimmer, der die bizarren Musikautomaten des Arztes wartet, verliebt sich in die Frau und will diese Pläne durchkreuzen. Ästhetisch reizvolle, genre-, medien- und gattungsübergreifende Science-Fiction-Fantasie, deren visuelle Spielereien nicht frei von Manierismen sind und die durch ein Zuviel an Metaphern und Zitaten mitunter erdrückt wird. Die angestrengte Kunstfertigkeit wird jedoch durch den feinsinnigen Einsatz kultureller Referenzen ausgeglichen.“ (filmdienst) HH

Planet der Vampire Italien /Spanien 1965, R: Mario Bava, D: Barry Sullivan, Norma Bengell

„Bavas erster und einziger Ausflug ins Weltall ist praktisch in Vergessenheit geraten. Völlig zu Unrecht, denn ‚Planet der Vampire‘ begeistert durch atmosphärische Dichte und hat das Zeug zu einer echten Stil-Ikone der Sixties. Nach der Landung der zwei Raumschiffe Galliot und Argos auf einem düsteren Planeten werden einige Mannschaftsmitglieder der Argos von einer fremden Macht ergriffen, und dann wird die Besatzung der Galliot tot in ihrem Raumschiff aufgefunden. Es scheint, als ob sie sich gegenseitig getötet hätten. Doch die Angelegenheit wird noch mysteriöser als einige Leichen verschwinden, und dann lebend wieder auftauchen.“ (b-movie) HH

Pulse – Du bist tot, bevor Du stirbst USA 2006, R: Jim Sonzero, D: Kristen Bell, Ian Somerhalder

„Schon wieder ein amerikanischer Horrorfilm nach japanischem Vorbild. Schon wieder hopsen flirrige Geisterwesen aus dem Computer und treiben knackige junge Twens in den Tod. Ein seelenloser Mainstream-Grusel Film in steriler Werbeclip-Ästhetik und ohne Biss. So unecht wie ein Motörhead-T-Shirt im Vintage-Look von ‚H&M‘.“ (tip) H, HB, HH, KL G

S

Santa Clause 3 USA 2006, R: Michael Lembeck, D: Tim Allen, Elizabeth Mitchell

„Die Vorgänger von 1994 und 2002 zogen ihren Reiz daraus, dass ein Mann aus der realen Welt (Tim Allen) zum Santa Clause in der Märchenwelt am Nordpol wird. Dieser Reiz ist im dritten Teil nicht mehr vorhanden, hier geht es um den witzlosen Streit von Santa und seinem Widersacher Jack Frost, ausgetragen vor kitschigen Billigkulissen. Wer’s unbedingt sehen will, sollte bis zum Schluss im Kino sitzen bleiben: die Outtakes im Abspann sind das Beste.“ (Cinema), DEL, H, HB, HH, OL

Scoop – Der Knüller Großbritannien/USA 2006, R: Woody Allen, D: Scarlett Johansson, Woody Allen

„‚Scoop‘ wäre ein klassischer Murder-Mystery, wären da nicht Sid und Sondra, Woody Allen und seine ideale Partnerin Scarlett Johansson, die sich als angebliches Vater-und-Tochter-Paar zusammentun, um in der feinen englischen Gesellschaft einem Serienkiller auf die Spur zu kommen. Es ist Woody Allens lustigster Film seit langem, auch wenn er keinen Kalauer auslässt. Als linkshändiger Magier verbreitet der bald 71-Jährige so viel altmodischen Charme, dass man die vielen schwergängigen Allen-Filme der vergangenen Jahre mit ihrer aufgesetzten Erotik – den letzten, den brillanten ‚Match Point‘ natürlich ausgenommen – schnell wieder vergisst.“ (Neue Zürcher Zeitung) H, HB, HH, HL, KI, OL

Severance Großbritannien 2006, R: Christopher Smith, D: Danny Dyer, Laura Harris

„Hatte Regisseur Christopher Smith bereits mit ‚Creep‘ ein beachtlich inszeniertes, dramaturgisch aber eher schlichtes Horrordebüt abgeliefert, gelingt ihm mit seinem Beitrag zum schwer angesagten Survival-Splatterkino Außergewöhnliches. Während brutale Folter- und Tötungssequenzen Panikgefühle heraufbeschwören, sorgt das formidable Ensemble mit britischem Humor und stereotypem Bürohengst-Habitus für eine urkomische Grundstimmung – als würde ‚Stromberg‘ im ‚Hostel‘ Urlaub machen. Da kommt es vor, dass man zunächst heftig mitleidet, wenn der Gruppenstreber in eine Bärenfalle tappt, kurz darauf aber Lachtränen vergießt, weil die Kühllagerung des abgetrennten Beines bizarre Schwierigkeiten bereitet. Einen besseren Beleg für das unterhaltsame Angstlust-Prinzip des Horrorfilms kann man sich kaum wünschen.“ (Cinema)DEL, H, HB, HH, HL, KI

Shortbus USA 2006, R: John Cameron Mitchell, D: Raphael Barker, Lindsay Beamish

„‚Shortbus‘ ist eine Filmreise ins Wunderland der körperlichen Liebe, die der US-Regisseur John Cameron Mitchell rund um den New Yorker Privatclub Shortbus inszeniert hat. In dem Etablissement treffen sich allerlei experimentierfreudige Männer und Frauen, die auf sexuelle Selbstverwirklichung hoffen, weil sie von kleineren Nöten gepeinigt werden. Gleich zu Beginn sieht man etwa einem Paar dabei zu, wie es sich durch eine Art Hochleistungs-Kamasutra vögelt; eine Domina quält in einem Apartment mit Blick auf Ground Zero einen reichen jungen Schnösel; und ein junger Schwuler besorgt es sich selbst, indem er sich so lange verbiegt, bis er seinen Penis in den eigenen Mund befördert hat. Derlei amüsante Sensationen präsentiert Mitchell ohne Scheu vor pornografischen Bildern, aber mit umwerfendem Charme - frei nach der Devise: Befreie deine Triebe, dein Hirn wird folgen!“ (Der Spiegel) H, HH

7 Zwerge – Der Wald ist nicht genug Deutschland 2006, R: Sven Unterwaldt jr., D: Otto Waalkes, Mirco Nontschew

„‚Der Wald ist nicht genug‘ für die debilen Gnome, die vor zwei Jahren fast sieben Millionen Zuschauer in die deutschen Kinos lockten. Im Fortsetzungsfilm soll ausgerechnet der einfältigste aller Zipfelmützenträger (gespielt von Otto Waalkes) die Zwerge gegen Rumpelstilzchen in den Kampf um Schneewittchens Kind führen. Der wüste Märchenmix setzt auf das bewährte All-Star-Team deutscher Komiker, doch statt der anarchischen Ausgelassenheit des ersten Teils breitet sich langatmige Einfallslosigkeit aus. Selten wirkte Dummheit auf der Leinwand so ermüdend.“ (Der Spiegel) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Sommer 04 Deutschland 2005, R: Stefan Krohmer, D: Martina Gedeck, Robert Seeliger

„Während der Sommerferien an der Schlei in Schleswig-Holstein fühlt sich eine etwa 40-jährige Frau für die frühreife Freundin des Sohnes verantwortlich, will sie vor den angeblichen Avancen eines Amerikaners schützen und verliebt sich selbst in ihn. Daraus entwickelt sich ein komplexes Familiendrama um die Grenzen von Moral, Schuld und Liebe; was in leichter Ferienatmosphäre beginnt, endet tragisch. Hervorragend gespielt und eindrucksvoll fotografiert, verbindet der anspielungs- und bedeutungsreiche Film die Nonchalance und Beiläufigkeit des französisches Kinos mit einer tiefgründigen Reflexion über das Sexuelle als treibende Kraft im menschlichen und sozialen Leben sowie das Schweigen und die Unaufrichtigkeit im Umgang der Generationen.“ (filmdienst) H, HB, HH

Die Spitzenklöpplerin (La dentilliere) Deutschland/Frankreich/Schweiz 1977, R: Claude Goretta, D: Isabelle Huppert, Yves Beneyton / Originalfassung mit englischen Untertiteln

“Die unglücklich endende Geschichte eines jungen Mädchens, dessen Persönlichkeitsentfaltung gehemmt und dessen Selbstvertrauen erschüttert wird durch das Unverständnis eines Studenten, den es liebt. Ein außergewöhnlich eindringliches, subtiles Plädoyer für jene, die ihre Gefühle sprachlich nicht auszudrücken vermögen. Gorettas Meisterwerk.“ (Lexikon des internationalen Films) HH, OL

Die Super-Ex USA 2006, R: Ivan Reitman, D: Luke Wilson, Uma Thurma

„Sie ist eine Superheldin und lässt beim Ex die Superkräfte spielen: In ‚Die Super-Ex‘ wird Uma Thurman als G-Girl zur Kratzbürste, die mit Luke Wilson erst das Bett zum Beben bringt, dann aber ebenso unerbittlich vorgeht, als er ihr sagt, dass es aus ist. Allerdings bleibt Thurman im Doppelleben zwischen Graumaus und Superheldin fast der einzige Reiz, betreibt Regisseur Ivan Reitman hier doch nur harmlos dahinalberndes Komödienbusiness, das längst nicht so gut ist wie die Idee, auf der es basiert.“ (tip) HB, HH

Suspiria Italien 1977, R: Dario Argento, D: Jessica Harper, Udo Kier, Alida Valli

„Susie Banyon kommt als Schülerin in die Münchner Tanzakademie von Madame Blanc. Hier gibt es außer einer Menge Jugendstil viel zu entdecken: Wispern und Stöhnen auf den endlosen Fluren, rätselhaftes Personal, bisweilen gewalttätige Lehrerinnen, regnende Maden und grauenhafte Todesfälle. Die Musik von Goblin hämmert durch einen glutroten Irrgarten, unsere delirierende Heldin erleidet einen Zusammenbruch und kommt dem Ursprung des irdischen Gleichgewichts auf die Spur.“ (b-movie) HH

T

Der Teufel trägt Prada USA 2006, R: David Frankel, D: Meryl Streep, Anne Hathaway

„Lauren Weisbergers gleichnamiger Bestseller aus dem Jahr 2003 erschütterte weder die Welt der Mode, noch geriet die Bücherwelt aus den Fugen, aber die meisten Fashion-Victims krochen Weisberger auf den Leim. Viel pfiffiger als die selbstmitleidgetränkte ‚Abrechnung‘ zwischen Buchdeckeln ist die Leinwandversion. Im Film spielt die erst 23-jährige Anne Hathaway einen Trampel, der keinen Schimmer hat von Mode. Die Pomeranze bewirbt sich beim Modemagazin ‚Runway‘ und wird von der Chefredaktorin, der teuflischen Miranda Priestly, als zweite Assistentin angestellt. Es beginnt ein Martyrium, denn Mirandas Eleganz ist gnadenlos. Meryl Streep ist satanisch gut in der Titelrolle, und Anne Hathaway ist ganz bezaubernd. Die Haute-Couture-Roben und -Kostüme, unerschwinglich für unsereiner, sind ein Gedicht.“ (Neue Zürcher Zeitung) , DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

TKKG – Das Geheimnis um die rätselhafte Mind-Machine Deutschland 2006, R: Tomy Wigand, D: Svea Bein, Lukas Eichhammer

„Die Hobbydetektive Tim, Karl, Klößchen und Gaby alias TKKG schreiten ein, als ein genialischer Mitschüler die ‚rätselhafte Mind-Machine‘ erfindet: eine gefährliche EEG-Apparatur wie aus Frankensteins Labor, mittels derer auch aus Unbegabten neue Einsteins werden. Tomy Wigands Verfilmung der Hörspielserie von 1979 bietet zeitgemäßes, erfrischendes Jugendkino, das die unsägliche TV-Adaption von 1985 vergessen lässt. Neben den Jungschauspielern überzeugen u.a. Jürgen Vogel, Ulrich Noethen und Jeanette Hain in Nebenrollen.“ (tip) HB, HH, KL, OL

Der Traum des Gerold Janssen Deutschland 2006, R: Jörg Streese

„Den ostfriesischen Dickschädel Gerold Janssen verschlägt es Anfang der sechziger Jahre nach Bremen. Als der sozialdemokratische Bremer Senat 400 Hektar der Wiesenlandschaft vor seiner Haustür platt machen will, regt sich sein Widerspruchsgeist. In den folgenden 30 Jahren mischt er mit scharfer Intelligenz, mit der Genauigkeit eines Wirtschaftsprüfers und mit zunehmender poetischer Phantasie die Allianz von sozialdemokratischem Senat, Gewerkschaft, Wirtschaft und Neuer Heimat auf. Der Film bietet Einsichten in die Machtstrukturen eines Bundeslandes: Klüngelwirtschaft und ge Zeitungsmacht, werden aufgedeckt und Parteienfilz, unterstützt durch allzu willfährige monopolarti stellen einen spannenden Beitrag zur Zeitgeschichte dar.“ (Pressematerial) HB

V

Vom Schaukeln der Dinge Deutschland 2006, R: Beatrix Schwehm

Rudolf Höhn war in den 90er Jahren ein erfolgreicher Schauspieler, Kabarettist und Autor. 1997 wurde bei ihm Parkinson diagnostiziert. Sechs Jahre nach dem Ausbruch der Krankheit wurde dann dieses Filmportrait gedreht. Dennoch ist dies keine deprimierende Krankengeschichte, denn Höhn hat erstaunlich kreativ und mit bewundernswerter Energie die Herausforderung dieses Schicksalsschlages angenommen. Der Film erzählt von der Krankheit, vom Theater, von der Literatur und vom Rugby – eigentlich müsste er heillos überladen sein, aber er wirkt wie aus einem Guss, weil Schwehm bei der Montage einer emotionalen Logik folgt und so die vielen Facetten von Höhn erstaunlich unangestrengt unter einen Hut bekommt. Dabei ist er oft sehr berührend, aber nie sentimental. (hip) HB

W

Wer früher stirbt, ist länger tot Deutschland 2006, R: Marcus Rosenmüller, D: Markus Krojer, Jule Ronsted

„In einem Dorf in Bayern hört der elfjährige Sebastian, dessen Mutter vor Jahren bei einem Unfall ums Leben gekommen ist, die Erwachsenen oft über den Tod reden. Sie denken sich nicht viel dabei. Sebastian denkt sich zuviel dabei. Aus dieser Diskrepanz entwickelt Markus Rosenmüller seine Komödie „Wer früher stirbt, ist länger tot“. Sebastian (Markus Krojer) will an der Welt wiedergutmachen, was der Tod an ihr anrichtet. Einen überfahrenen Hasen setzt er unter Strom, dem Vater, der in seinem Witwerleben nicht froh wird, sucht er eine neue Frau. Leider liest er die Zeichen vom Himmel verkehrt und setzt auf die falsche Nachbarin. Aus dem Radio erfährt Sebastian schließlich das Geheimnis der Unsterblichkeit: Die Stromgitarre hat schon Jimi Hendrix am Nachleben erhalten. Mit zerschundenen Fingern spielt Sebastian also weiter Schicksal. „Wer früher stirbt, ist länger tot“ überzeugt durch eine profunde Logik, in die viele bayerische Überlebensweisheiten gemischt sind. Das lokale Idiom trägt entscheidend zum Charme des Films bei.“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) HB, HH, KL

Wesh wesh, qu‘est-ce qui se passe? (Wesh wesh, was geht hier ab?) Frankreich 2001, R: Rabah Ameur-Zaïmeche, D: Brahim Ameur-Zaïmeche, Rabah Ameur-Zaïmeche / Originalfassung mit Untertiteln

„Nach mehrjähriger Gefängnishaft und einer Abschiebung nach Algerien kehrt ein junger algerischstämmiger Franzose illegal zu seiner Familie in einen Pariser Vorort zurück. Er sucht nach Arbeit, die er nicht bekommt, weil er keine Papiere hat. Statt dessen muss er mit ansehen, wie sein jüngerer Bruder in Drogengeschäfte abgleitet, die Mutter immer hilfloser wird, die Polizei zunehmend brutaler agiert. Debütfilm, der an authentischen Orten in der Banlieu vorwiegend mit Laiendarstellern gedreht wurde. Der beiläufige, spröde Stil lässt keine Sentimentalität aufkommen, sondern fragt konsequent nach dem gegenwärtigen Zustand von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.“ (filmdienst) H

Winterreise Deutschland 2006, R: Hans Steinbichler, D: Josef Bierbichler, Sibel Kekilli

„‚Winterreise‘ ist ein grandioser, aber auch anstrengender filmischer Höllentrip ins Hirn eines allmählich irre werdenden bayerischen Kleinunternehmers. Der ruppige, böse, aber auch charmante Mann wird vom Schauspieler Josef Bierbichler naturgemäß kraftstrotzend und nach allen Regeln der Seelenzerwühlungskunst dargestellt. Man hört viel Schubert-Musik und sieht tolle Bilder von bayerischen Schneelandschaften. „Winterreise“ ist aber auch eine schwelgerische Vergnügungsreise nach Afrika, weil der von kenianischen Gangstern übers Ohr gehauene Held auf der Jagd nach seinem Geld mit einer jungen Begleiterin (Sibel Kekilli) eben dorthin aufbricht. Das gibt dem Regisseur Hans Steinbichler Gelegenheit, viele aufregende afrikanische Slum-Ansichten und Berglandschaften zu zeigen und auch wüsten Kitsch. Das stört aber nicht weiter in dieser großartig eigensinnigen und poetisch durchgeknallten Tragödie eines lächerlichen Mannes.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, OL

Wo ist Fred? Deutschland 2006. R: Anno Saul, R: Til Schweiger, Jürgen Vogel

„Der fitte Bauarbeiter Fred (Til Schweiger) gibt sich als Behinderter aus, um einen signierten Basketball für den flegelhaften Sohn seiner Freundin zu ergattern. Mit Jürgen Vogel als prolligem Sidekick findet sich Schweiger in einer Serie von Behinderten-Slapsticknummern wieder. Als Vorbild dienen amerikanische bad taste-Komödien, aber weder ihr Witz noch ihre Schärfe werden erreicht.“ (tip) DEL, H, HB, HH, KL, OL