Kraftwerkverbot für Atomkritiker

„Transparenz unerwünscht“: Weil Hausherr E.on fachkundige Begleiter von Greenpeace nicht reinlassen will, sagen Grünen-Abgeordnete Visite im AKW Unterweser ab. Der Energiekonzern beteuert, „niemanden ausgeladen“ zu haben

Das AKW Unterweser bei Esenshamm ist ein beliebtes Ausflugsziel. „Jeden Tag kommen Besuchergruppen“, berichtet E.on-Sprecherin Petra Uhlmann, Rundgang zum Maschinenhaus inklusive. Einige, „natürlich auch alle demokratisch gewählten Mandatsträger aus Niedersachsen“, dürfen sogar in den so genannten Kontrollbereich. Nicht aber deren BegleiterInnen – schon gar nicht, wenn es sich dabei um atomkritische ExpertInnen handelt. „Das kann nur bedeuten, dass man keine Transparenz will“, urteilte die Landtagsfraktion der niedersächsischen Grünen. Und sagte gestern in Anbetracht der Umstände ihren für heute verabredeten Besuch ab.

„Wir haben niemanden ausgeladen“, betont Uhlmann. Vielmehr hätten sich die Grünen „als Landtagsfraktion angemeldet“. Dass dann nicht nur Abgeordnete aus Bremen und der Wesermarsch mitkommen sollten, sondern auch eine Physikerin, die in einem Gutachten auf Sicherheitsrisiken im AKW durch Hochwasser hingewiesen hatte, sowie zwei AtomexpertInnen von Greenpeace, sei aber „kein fairer Umgang“, sondern „Vorspiegelung falscher Tatsachen“.

Der atompolitische Sprecher der Grünen, Andreas Meihsies, widerspricht: In Telefonaten habe er „immer darüber gesprochen, wen wir da noch mitbringen“. Auch hätten E.on die Namen und Ausweisdaten aller BesucherInnen vorgelegen. Noch am Montag habe das Unternehmen zusätzlich Ausweiskopien der auf 15 Personen reduzierten Gruppe verlangt. Am Dienstag wollte E.on nur noch zehn zulassen – und nur Abgeordnete. „Wir sind der Hausherr“, sagt Uhlmann. „Wir bestimmen, wer am Ende ins Kraftwerk reinkommt.“

Bei dem Besuch habe man sich „ein Bild von der gesamten Anlage machen und gleichzeitig kritische Punkte mit der Kraftwerksleitung diskutieren“ wollen, sagt Meihsies – unter anderem über die periodische Sicherheitsüberprüfung, den Hochwasserschutz und das Tarnkonzept gegen Terror-Angriffe. Er hofft auf einen neuen Termin. Ob Greenpeace dann mit rein dürfe, sagt E.on-Sprecherin Uhlmann, müsse die Geschäftsführung entscheiden. ARMIN SIMON