Viel Harmonie kann teuer werden

Elbphilharmonie in der Hamburger Hafencity wird deutlich teurer als vorgesehen. Senat will dennoch einen der weltweit besten Konzertsäle bauen. Investor soll das neue Wahrzeichen der Hansestadt Anfang 2010 schlüsselfertig übergeben

Von Sven-Michael Veit

Bisweilen kann es ganz schön teuer werden, bei den Großen mitspielen zu wollen. Hamburg will, und das lässt die Hansestadt sich ordentlich was kosten. 241,3 Millionen Euro soll die Elbphilharmonie in der Hafencity verschlingen, rund 55 Millionen mehr als ursprünglich geplant. Das gaben Bürgermeister Ole von Beust (CDU) und Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) gestern bekannt.

Der Anteil der Stadt wächst auf 114,3 Millionen Euro, 37,3 Millionen mehr als vorgesehen. Hinzu kommen 57,5 Millionen Euro aus Spenden, welche eine eigens gegründete Stiftung binnen eines Jahres akquiriert hat (siehe Kasten). Den Rest trägt der private Investor IQ[2], hinter dem der Baukonzern Hochtief und die CommerzLeasing stehen.

Es sei zwischenzeitlich „sehr intensiv diskutiert worden“, räumte der Bürgermeister ein, ob Hamburg sich das leisten könne. Die Bedenken beseitigte ein unverhoffter Geldsegen: Die Stadt wird in diesem Jahr 500 Millionen Euro zusätzlich an Steuern einnehmen. Da ein bisschen was abzuzweigen, findet von Beust, „tut niemanden direkt weh“. Volkswirtschaftlich und kulturpolitisch, so seine Überzeugung, sei das Geld letztlich gut investiert.

Mit dem gläsernen Konzerthaus auf dem über 40 Jahre alten Kaispeicher A in der Hafencity will der Senat architektonisch und künstlerisch ein neues Hamburger Wahrzeichen nach Entwürfen der Schweizer Architekten Herzog & de Meuron schaffen. Die kulturpolitische Vorgabe lautet schlicht, „einen der zehn besten Konzertsäle der Welt zu schaffen“. Ihm sei zu Ohren gekommen, sagte von Beust, dass die für ihre stadtbildprägende Oper bekannte australische Millionenmetropole Sydney „sich bereits Sorgen“ mache wegen der künftigen Konkurrenz an der Elbe.

Der Glasaufbau auf dem Backsteinspeicher soll einen Konzertsaal für 2.100 Zuschauer „und mit einzigartiger Akustik“ bieten. Zwei weitere kleinere Konzertsäle, ein musikpädagogischer Bereich mit Proben- und Übungsräumen sind ebenfalls vorgesehen. Ein architektonischer Clou ist die öffentliche „Plaza“ mit Gastronomie und weitem Blick über Stadt und Hafen in 37 Metern Höhe auf dem Dach des Speichers und unter dem Glaskomplex.

Gebaut und kofinanziert wird die Elbphilharmonie mit über 100 Millionen Euro von IQ[2]. Das Konsortium errichtet das gesamte Bauwerk „schlüsselfertig und zum vereinbarten Festpreis“ bis Anfang 2009. Bei Verzögerungen ist eine Vertragsstrafe von 200.000 Euro pro Tag an Hamburg fällig.

Die „Mantelbebauung“ wird vom Investor eigenständig vermarktet: Ein Fünf-Sterne-Hotel mit 250 Zimmern ist geplant sowie 45 hochpreisige Eigentumswohnungen und eine Tiefgarage mit 530 Stellplätzen. „Der kommerzielle Mantel trägt sich selbst“, beteuert von Beust, die Kosten könnten deshalb „aus Sicht des Steuerzahlers“ unberücksichtigt bleiben. Zudem habe sich der Investor verpflichtet, für mindestens 20 Jahre das gesamte Gebäudemanagement zu übernehmen. Kosten für Wartung und Instandhaltung fielen somit für die Hansestadt nicht an.

Nach Zustimmung der Hamburger Bürgerschaft zu dem gestern präsentierten Investorenvertrag erfolgt der Vergabezuschlag im März 2007. Der Bau soll im April 2007 beginnen, die Übergabe des Konzertbereichs ist für Herbst 2009 geplant. Im Mai 2010 soll der Spielbetrieb aufgenommen werden. Damit verzögert sich die Eröffnung gegenüber den bisherigen Planungen um knapp ein Jahr.

Der Senat will weiterhin Spenden sammeln lassen, um die Betriebskosten der Elbphilharmonie zu finanzieren. Bislang hat er sich verpflichtet, mit dem Beginn des Spielbetriebs eine Stiftung mit einem Kapital von 17,5 Millionen Euro auszustatten. Aus den Erträgen der Stiftung soll der laufende Finanzbedarf für den Betrieb bezuschusst werden. Um den errechneten Bedarf von 3,6 Millionen Euro jährlich zu erreichen, ist jedoch ein Stiftungskapital von 40 Millionen Euro erforderlich.