„Es muss niemand bleiben“

THOMASMESSE Im St.-Petri-Dom gibt es einen ökumenischen Gottesdienst für Ungläubige

■ 40, ist beim Vertretungsverbund der Bremischen Evangelischen Kirche.

taz: Frau Harbrecht, was passiert bei der „Thomasmesse für Zweifler und Ungläubige“?

Maike Harbrecht: Der Ablauf ist im Prinzip ähnlich wie bei einem normalen Gottesdienst. Das Besondere ist der Gebetsteil. Da ist man frei, sich auszuprobieren, sich im Kirchenraum zu bewegen und in den verschiedensten Formen zu beten: aufstehen, sich im Kirchenraum bewegen, Kerzen anzünden, etwas aufschreiben, laut oder leise beten.

Da wird dann auch in Zungen gesprochen?

Nein, Pfingstkirchler sind bei der Thomasmesse nicht dabei. Es soll aber ein Gottesdienst für alle Sinne sein. Und die Predigt ist kurz und knackig gehalten, die dauert nicht wie in der klassischen Messe zwanzig Minuten. Sie geht außerdem auch auf Zweifel ein. Die gehören zum Glauben dazu: Der Glaube ist nichts, was man geschenkt bekommt und für immer behalten kann. Den muss man sich immer wieder neu erschließen und manchmal auch erkämpfen.

Geht es letztlich also um Missionierung?

Mission finde ich ein schwieriges Wort, weil es negativ besetzt ist. Wir möchten dafür werben, dass Glauben etwas Schönes ist und das Leben bereichern kann, insofern geht es schon um Mission.

Wer sind die, die werben?

Wir organisieren die Messe mit einem Team von 30 Ehrenamtlichen und Pastoren. Darunter sind Evangelische, Katholiken, Freikirchler und Leute, die gar nicht in der Kirche sind. Das Ganze steht aber unter dem Dach der Bremischen Evangelischen Kirche.

Für wen ist die Messe?

Es kann jeder kommen, der möchte, und das Gute ist: Man kann zwischendrin auch wieder gehen. Die Messe endet mit einem Abendmahl und damit haben viele Probleme. Es muss niemand bleiben, aber wir laden alle dazu ein. Es wird auch niemand gefragt, ob er gläubig oder in der Kirche ist.

Und was ist mit Andersgläubigen, etwa Muslimen?

Auch die sind herzlich eingeladen. Jesus hat auch nicht gefragt, so wollen wir es auch machen.INTERVIEW: THA

Sonnabend, 25. 12., 18 Uhr, St.-Petri-Dom