Greenpeace plant Entlassungen

Die Finanzkrise der Öko-Aktivisten bekommen jetzt die Mitarbeiter zu spüren. Weil die Spendengelder nicht mehr so üppig fließen, soll bis zu 20 Mitarbeitern betriebsbedingt gekündigt werden. Der Rest wird Einkommensverluste hinnehmen müssen

AUS HAMBURG MARCO CARINI

Greenpeace Deutschland steckt in der Krise. Zum ersten Mal wird in der Hamburger Zentrale von Deutschlands größter und finanzkräftigster Umweltorganisation über „betriebsbedingte Entlassungen“ und einschneidende „Gehaltskürzungen verhandelt. Heute Nachmittag trifft sich die Greenpeace-Geschäftsführung um Brigitte Behrens zu einem ersten Sondierungsgespräch mit dem Greenpeace-Betriebsrat. Es geht um den Wegfall von bis zu 20 der 160 Arbeitsstellen in der Öko-Organisation. Den restlichen Mitarbeitern sollen die Arbeitszeit erhöht, die Löhne gesenkt und außertarifliche Leistungen gestrichen werden.

Der Hintergrund für die geplante Entlassungswelle: Die Spendeneinnahmen von Greenpeace stagnieren seit Jahren. Der Organisation fällt es immer schwerer, mit ihren Kampagnen in den Medien durchzudringen. Da die Kosten gleichzeitig gestiegen sind, leben die deutschen Greenpeacer zuletzt von ihren Reserven. Bei einem Etat von rund 40 Millionen Euro verbrauchten sie allein im vergangenen Jahr 800.000 Euro mehr, als sie einnahmen. Im laufenden Jahr wird die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben, trotz der Zuwendungen von 554.000 Fördermitgliedern, im Millionenbereich liegen.

Zudem muss Greenpeace Deutschland seinen Beitrag für Greenpeace International, der im vergangenen Jahr noch 12,4 Millionen Euro betrug, 2007 auf mindestens 13 Millionen Euro aufstocken. Auch haben die deutschen Umweltaktivisten zugesagt, sich an dem Bau eines neuen Greenpeace-Flaggschiffes, das die „Rainbow Warrior II“ ersetzen soll, mit 8 Millionen Euro zu beteiligen.

Um den Etat auszugleichen, sollen nun laut Greenpeace-Sprecherin Svenja Koch im Haushalt 2008 Ausgaben in Höhe von rund 3 Millionen eingespart werden, davon allein im Personalbereich 2,1 bis 2,2 Millionen Euro. Die insgesamt rund 20-prozentige Kürzung des Personalbudgets ist ohne betriebsbedingte Entlassungen nicht zu haben. Bis zu 20 Stellen sollen abgebaut werden. Insgesamt sollen bei den festangestellten Mitarbeitern rund 1 Million Euro vom Jahresetat eingespart werden, sagte Koch.

Doch auch das Paket, mit dem die verbleibenden Mitarbeiter zu einem „solidarischen Beitrag“ zur Greenpeace-Sanierung gebeten werden sollen, ist knackig. Durch die Flure der Greenpeace-Zentrale kursiert, dass die Geschäftsführung 2,5 Stunden mehr Wochenarbeitszeit bei 3 Prozent weniger Lohn zuzüglich einer Halbierung von Weihnachts- und Urlaubsgeld, vermögenswirksamen Leistungen und dem betriebseigenen Kindergeld durchsetzen will.

Solche Details wollten allerdings weder Greenpeace-Sprecherin Koch noch die Betriebsratsvorsitzende Christiane Sattler bestätigen. Sattler: „Wir wissen, dass das die grobe Marschrichtung der Geschäftsführung ist, haben aber von ihr bis heute kein schriftliches Konzept und damit keine Arbeitsgrundlage für die Gespräche bekommen.“

Auch Zuschüsse zur Benutzung des öffentlichen Nahverkehrs und weitere Sonderleistungen für die Mitarbeiter sollen zusammengestrichen werden. Für viele Mitarbeiter ein Kürzungsmodell mit „sozialer Schieflage“. So müssten etwa alleinerziehende Mütter mit Teilzeitstellen im Greenpeace-Imperium nach diesen Vorschlägen oft größere prozentuale Lohnabschläge hinnehmen als ihre gut verdienenden Vorgesetzten.

„Bis April 2007 soll das Personalkonzept zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat ausgehandelt sein“, gibt Greenpeace-Sprecherin Koch den Zeitplan vor. „Wir sehen aufgrund der Finanzlage keinerlei Notwendigkeiten für betriebsbedingte Kündigungen“, sagte Sattler für den Betriebsrat. Mittragen würde der Betriebsrat allenfalls einen „langfristigen Personalabbau“, etwa dadurch, dass frei werdende Stellen nicht wieder besetzt werden.

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