Kirchen für Verbot von Gentests an Embryonen

PID Katholische Bischöfe fordern PID-Verbot. Differenzierte Meinung bei evangelischer Kirche

BERLIN dpa/taz | Evangelische und katholische Bischöfe in Deutschland haben in ihren Weihnachtspredigten Gentests an künstlich gezeugten Embryonen strikt abgelehnt. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, forderte in seiner Predigt ein Verbot der Präimplantationsdiagnostik (PID). „Es besteht die Gefahr eines Dammbruchs, wenn sich der Mensch zum Herrn über andere Menschen macht und bestimmt, welches Leben sich entwickeln darf und welches nicht“, sagte der Erzbischof am Samstag im Freiburger Münster. „Wenn man durch PID die Möglichkeiten dazu schafft, Embryonen mit möglichen Behinderungen oder Anlagen zu möglichen Krankheiten durch Selektion auszuscheiden und zu töten, dann wird dies auch geschehen.“

Bei der PID werden im Reagenzglas erzeugte Embryonen außerhalb des Mutterleibs auf Erbkrankheiten untersucht. So sollen Fehl- und Totgeburten oder die Geburt eines schwerkranken Kindes vermieden werden. Aussortierte Embryonen sterben ab. Eine gesetzliche Regelung fehlt bisher. Im Bundestag wird Anfang nächsten Jahres über drei überparteiliche Gesetzentwürfe abgestimmt.

Bei der evangelischen Kirche gehen die Meinungen auseinander. Während viele Landesbischöfe sich für ein Verbot aussprachen, sieht der neue Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, die PID-Diskussion differenzierter. Unter strengen Auflagen könne PID angewandt werden. Was ihn treibe, sei die Situation der betroffenen Familien, sagte Schneider der Berliner Zeitung. „Da ist die Fortpflanzungsmedizin eine Hilfe.“

Der evangelische Landesbischof Johannes Friedrich sprach sich dagegen in seiner Weihnachtspredigt in München gegen die PID aus. „Gott kennt uns, bevor wir geboren werden, und hält uns bis zu unserem letzten Atemzug in seinen Händen“, sagte er. Das Leben beginne mit der Verschmelzung von Samen und Eizelle. Es sei ein Geschenk Gottes und keine Verfügungsmasse der Menschen. Daher könne es kein Recht auf ein gesundes Kind geben. Christen könnten nicht akzeptieren, wenn mit der Zulassung der PID ein Instrument geschaffen würde, „das erklärtermaßen das Ziel der Selektion“ habe, sagte Friedrich.