MIT SEINEM BESUCH HAT PAPST BENEDIKT DIE TÜRKEI FÜR SICH GEWONNEN
: Frohe Botschaft

Es hat wohl selten eine Papstreise gegeben, die unter so negativen Vorzeichen begann und dann zu einem so positiven Ergebnis geführt hat. Die allgemeinen Spannungen zwischen der islamischen und der westlichen Welt, die Regensburger Rede Benedikts XVI. wenige Monate zuvor und die bekannte ablehnende Haltung des Kardinals Ratzinger gegenüber einem EU-Beitritt der Türkei hatten ihn in den Augen der meisten Türken als Hardliner diskreditiert. Und man befürchtete, dass er während seines viertägigen Türkeibesuchs neues Öl ins Feuer gießen würde.

Doch schon am ersten Tag seiner historischen Visite rieben sich die meisten Beobachter die Augen. Was immer Papst Benedikt genau dem türkischen Premier über die EU gesagt hat, es hat jedenfalls von Beginn an die Stimmung aufgehellt. Und bei dem darauffolgenden Treffen mit dem obersten islamischen Repräsentanten Ali Bardakoglu wurde schnell klar, dass der Papst dieses Mal nicht das Trennende, sondern die Gemeinsamkeiten der drei monotheistischen Religionen betonen wollte.

Mit dem bis dahin angesammelten Goodwill störte sich dann auch niemand mehr daran, dass der Papst in seinem Bemühen um eine Annäherung von römisch-katholischer und orthodoxer Kirche die christlichen Wurzeln Europas betonte, auf die sich beide Kirchen besinnen sollten: Kleinasien, hatte er zuvor in Ephesus gesagt, habe ja auch diese christlichen Wurzeln.

Mit dem Gebet in der Blauen Moschee hat der Papst dann in der Wahrnehmung der türkischen Öffentlichkeit tatsächlich einen historischen Schritt getan. Zwar hatte auch sein Vorgänger schon einmal eine Moschee in Damaskus besucht, doch das Gebet oder die Meditation gen Mekka, war eine große Geste – gerade in diesen Zeiten, in denen sich die Muslime im Westen mit einer „Islamphobie“ konfrontiert glauben. Seit Donnerstagabend wird zumindest in der Türkei dem Papst geglaubt, dass er keine Konfrontation mit dem Islam will, sondern den Frieden sucht. Welche bessere Botschaft könnte von einer Papstreise noch ausgehen? JÜRGEN GOTTSCHLICH