Streit um Streugut

WINTERDIENST Weil die Salzreserven knapp werden, streuen die Städte und Gemeinden im Norden sparsamer. Ein Winter wie der derzeitige, sagen sie, sei auch nach dem vergangenen Jahr nicht vorhersehbar gewesen

Der niedersächsische Städte- und Gemeindebund will die Standards im Winterdienst lockern

Der Winter sei härter als der letzte, der Salzpreis fünfmal so hoch wie in normalen Zeiten – und der Markt für das Streugut leer gefegt: So verteidigt der Niedersächsischen Städte- und Gemeindebund (NSGB) die Streudienste seiner Mitglieder. Die waren wegen ungestreuter Straßen in die Kritik geraten. „Letzten Endes wird die Natur auch bei besten Vorbereitungen immer stärker sein als der Mensch“, hieß es vor Weihnachten in einer Mitteilung.

Doch was heißt beste Vorbereitung? Im schleswig-holsteinischen Husum etwa meinte die Verwaltung gut aufgestellt zu sein: Sie hatte einen Speicher für 280 Tonnen Streusalz errichtet. Man habe frühzeitig aus den Erfahrungen vom vergangenen Jahr den zu erwartenden Verbrauch berechnet und dem Lieferanten gemeldet, sagt Klaus Lorenzen vom Husumer Bauamt. „Unser Problem ist, dass der nicht liefert.“ Die Folge: Nach zwei Wochen war das Salz knapp, der Streudienst wurde reduziert. Jetzt wird in der nordfriesischen Kreisstadt über eine zweite Lagerhalle nachgedacht.

Deutlich verbindlicher hat der Betriebshof der Stadt Elmshorn im Hamburger Speckgürtel Salz bestellt – per Zertifikat. Das garantiert dem Streudienst bevorzugte Bedienung innerhalb von 48 Stunden, wenn das städtische Lager leer wird. Das kostet extra. 100 Tonnen Salz lagen bei Wintereinbruch bereit – aber mit jedem Einsatz aller Streufahrzeuge bringen die Elmshorner fünf bis sechs Tonnen aus. Und so verbrauchte die Stadt ihre Salz-Zertifikate bereits vor Weihnachten. „Ich dachte, wir müssen die Option erst im Februar ziehen“, sagt Thomas Kruse, Leiter des Betriebshofes. Jetzt muss auch die Elmshorner Verwaltung bei der nächsten Salzbestellung warten wie alle anderen.

Der NSGB warnt vor den Kosten für neue Salzsilos und wirbt für „verminderte Standards im Winterdienst“: Nicht immer könnten „alle Straßen frei geräumt werden“, teilt er mit. DKU