Uran fliegt heim nach Russland

Atombrennstoff soll per Flugzeug von Rossendorf nach Podolsk gebracht werden

DRESDEN taz ■ Noch in diesem Jahr soll der umstrittene Transport von hoch angereichertem Uran aus dem Forschungszentrum Rossendorf bei Dresden nach Russland stattfinden. Das Bundesamt für Strahlenschutz genehmigte gestern den beabsichtigten Transport von maximal 330 Kilogramm Kernbrennstoff per Flugzeug nach Podolsk bei Moskau. Der genaue Termin stehe noch nicht fest und werde aus Sicherheitsgründen auch nicht veröffentlicht, sagte Udo Helwig, Direktor des Vereins für Kernverfahrenstechnik und Analytik Rossendorf, VKTA. Die Kosten schätzt er auf 1 Million Euro.

Die sächsische Landesregierung hatte bereits im Januar den Abtransport beschlossen. Der Beschluss entspricht der Strategie von Staatsregierung und Verein, Rossendorf von nuklearen Altlasten des früheren Kernforschungszentrums zu befreien. Ziel ist die kostensparende Einstufung in eine niedrigere Sicherheitskategorie.

Seit 1996 haben bereits vier Transporte stattgefunden, darunter ein spektakulärer im Vorjahr in das Zwischenlager Ahaus. Verblieben sind unter anderem hoch angereichertes Uran in Form von unverbrauchten Brennstäben, Pellets oder Pulver, das nun entsorgt werden soll. Dafür bietet sich eine günstige Variante im Rahmen eines bilateralen Abkommens zwischen Russland und den USA an, das zum Jahresende ausläuft. Die USA haben ein politisches Interesse an der Rückführung spaltbaren Materials aus ehemaligen Ostblockländern in das russische Ursprungsland und unterstützen die Transporte finanziell. Bislang hat es elf derartige Lufttransporte gegeben.

VKTA-Direktor Helwig erklärte, die Strahlungsgefahr dieser Elemente sei mit der von bestrahlten nicht zu vergleichen. Die frischen Brennstäbe für den ehemaligen sowjetischen Forschungsreaktor seien auch nicht für die Waffenherstellung geeignet. Laut Bundesamt für Strahlenschutz ist sogar bei einem Flugzeugabsturz der Schutz der Bevölkerung vor radioaktiver Strahlung gegeben. Das Sächsische Innenministerium rechnet nicht mit einem Polizeiaufwand wie 2005 für den Straßentransport zum Flughafen. „Kernkraftgegner unterscheiden allerdings den Gefährdungsgrad nicht“, schränkte ein Sprecher ein.

Der grüne Landtagsabgeordnete Johannes Lichdi hatte bereits Zweifel an der Transportsicherheit geäußert. Informationen insbesondere über die 18 Transportbehälter seien „äußerst lückenhaft“. Zudem gebe es kein Entsorgungskonzept für in Rossendorf lagerndes Plutonium. Michael Bartsch