Afrikas oberster Gbagbo-Fresser

Ausgerechnet Raila Odinga: Dass die Afrikanische Union (AU) gestern Kenias Premierminister beauftragt hat, das weitere Vorgehen Afrikas gegenüber der Elfenbeinküste zu koordinieren, ist ein deutliches Signal, und es wird dem ivorischen Machthaber Laurent Gbagbo gar nicht gefallen. Odinga war nach der ivorischen Wahl der erste hochrangige afrikanische Politiker, der ein militärisches Eingreifen zur Durchsetzung des Wahlsieges von Gbagbos Gegner Alassane Ouattara forderte.

Der Kenianer sprach aus Erfahrung. Kenias letzte Präsidentenwahl Ende 2007 ging ähnlich aus wie die der Elfenbeinküste: Amtsinhaber Mwai Kibaki erklärte sich zum Sieger, ohne die Wahl gewonnen zu haben. Gegenkandidat Raila Odinga, der 1945 geborene Sohn von Kenias erstem Vizepräsidenten Oginga Odinga und damit ein Spross der politischen Elite, rief zu Massenprotesten auf. Als die blutig unterdrückt wurden, machten Oppositionsmilizen Jagd auf Kibakis Kikuyu-Volk, Kikuyu-Milizen schlugen zurück. Nach zwei Monaten waren 1.300 Menschen tot, bevor Kofi Annan eine Machtteilung aushandelte. Kibaki blieb Präsident, Odinga wurde Premier in einer Regierung der nationalen Einheit.

Die Elfenbeinküste beschreitet gerade den gleichen blutigen Weg wie damals Kenia. Es dauert aber länger, denn das Land hat einen Bürgerkrieg hinter sich, und kein Ivorer ist für neues Blutvergießen zu haben. Eine Regierung der nationalen Einheit war in der Elfenbeinküste bereits vor den Wahlen zur Überwindung des Bürgerkrieges von 2002 bis 2007 im Amt, ist also keine Antwort auf die aktuelle Krise.

Vielleicht will Odinga ja an der Elfenbeinküste ein Exempel statuieren, wie Afrika in Zukunft mit renitenten Präsidenten umzugehen gedenkt. Dann kämen auf den Kontinent turbulente Zeiten zu. DOMINIC JOHNSON